Athen - In Griechenland hat am Montag der 23. Kongress der Sozialistischen Internationale (SI) begonnen. In Lagonissi, 45 Kilometer östlich von Athen, nehmen daran 650 Delegierte aus rund 100 Staaten teil. Österreich ist durch die stellvertretende SPÖ-Vorsitzende Nationalratspräsidentin Barbara Prammer vertreten. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen nach Angaben der Organisatoren der Klimawandel, die steigenden Verbraucherpreise, das Migrationsproblem sowie die Lage in den Krisenregionen der Erde. Das Treffen dauert bis zum 2. Juli.

Der SI gehören 161 sozialdemokratische und sozialistische Parteien und Organisationen aller Kontinente an. Derzeit sind nach diesen Angaben SI-Mitglieder an mehr als 50 Regierungen beteiligt. Erwartet werden auch der israelische Verteidigungsminister und Chef der Arbeiterpartei, Ehud Barak, und der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas.

Papandreou Präsident

SI-Präsident ist seit 2006 der griechische Oppositionsführer und frühere Außenminister Georgios Papandreou, Generalsekretär der Chilene Luis Ayala. Zu Papandreous Vorgängern an der Spitze der SI gehören der Österreicher Bruno Pittermann (1964-76), der Deutsche Willy Brandt (1976-92) und der Franzose Pierre Mauroy.

Die Wurzeln der 1951 wiedergegründeten Sozialistischen Internationale reichen in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Nachdem die Idee des Internationalismus in dem 1848 erschienenen "Kommunistischen Manifest" von Karl Marx ihren Ausdruck gefunden hatte, wurde 1864 in London die "Internationale Arbeiterassoziation" gebildet. Diese Erste Internationale zerbrach am Konflikt zwischen Marx und Bakunin und löste sich bereits 1876 auf. Der erste Kongress der Zweiten Internationale tagte 1889 in Paris und schuf die Grundlage für den Internationalen Feiertag der Werktätigen am 1. Mai.

Der Kriegsausbruch 1914 bewirkte das Auseinanderfallen der Zweiten Internationale, die 1923 in Hamburg als "Sozialistische Arbeiterinternationale" neu gegründet wurde. Im März 1919 hatte sich auf Anregung Lenins in Moskau die Kommunistische (Dritte) Internationale (Komintern) gebildet. (Sie wurde 1943 von Stalin aufgelöst).

Grundsatzprogramm

Die Wiederaufrichtung der Zweiten Internationale fand auf dem Kongress von Frankfurt am Main im Juli 1951 statt. 1969 wurde der Österreicher Hans Janitschek SI-Generalsekretär. Er konnte 1970 dem Sozialisten Salvador Allende die Glückwünsche der SI zum Sieg bei der chilenischen Präsidentenwahl überbringen. 1972 schrieb die SI in Amsterdam die vollständige Freiheit der Gliedparteien bei der Wahl von Koalitionspartnern fest. In mehreren Ländern wie Finnland und Chile gab es damals Regierungsbündnisse unter Einschluss der Kommunisten. In Frankreich hatte Francois Mitterrand die Sozialisten gerade in die Linksunion mit der KP geführt. 1989 wurde in Stockholm ein Grundsatzprogramm angenommen, dessen Kernpunkte ein "ökologisch verantwortliches Modell qualitativen Wirtschaftswachstums", koordinierte weltweite Abrüstungs- und Entwicklungsprogramme und ein neuer Rahmen für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd sind. (APA/dpa)