Basel - Vor dem Hintergrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten nach der US-Hypothekenkrise schließt die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eine allgemeine Kreditverknappung nicht mehr aus. "Die Folgen für die Nachfrage könnten gravierender ausfallen, als die (...) Prognosen anzeigen", schreibt die Bank in ihrem am Montag in Basel vorgelegten Jahresbericht 2007/2008. Immerhin hätten die Banken in mehreren fortgeschrittenen Industrieländern die Kreditvergabestandards verschärft. Erschwerend kämen noch der jüngste rasante Anstieg des Ölpreises und höhere Inflationserwartungen in einer Reihe wichtiger Volkswirtschaften hinzu, schreibt die Bank. Die BIZ ist eine Art Zentralbank der internationalen Zentralbanken.

Wie sich die Lage weiter entwickeln werde, hänge maßgeblich von den dynamischen Wechselwirkungen zwischen Finanzsektor und Realwirtschaft ab, schreibt die BIZ. "Eine geringere Verfügbarkeit von Krediten, hervorgerufen durch die Bemühungen des Finanzsektors um die Erhaltung seiner Eigenkapitalbasis, könnte über eine Beeinträchtigung der gesamtwirtschaftlichen Ausgaben, der Wirtschaftsaktivität und der Qualität der Vermögenswerte die Phase schwacher Rentabilität verlängern." Diese Folgen könnten sich auch grenzübergreifend bemerkbar machen, wenn geschwächte Bankensysteme zu einem Abbau ihres internationalen Engagements tendierten.

Grundsätzlich sei es nicht überraschend, wenn es nach einem lang anhaltenden, von Krediten finanzierten Aufschwung zu Turbulenzen an den Finanzmärkten, einer Verlangsamung des realen Wachstums und vorübergehend steigender Teuerung komme, meint die BIZ weiter. Die wesentlichen Fragen, die sich zum jetzigen Zeitpunkt stellten beträfen aber das Ausmaß. "(Dieses) scheint tatsächlich auf einen tieferen und längeren weltweiten Abschwung hinzuweisen, als offenbar allgemein erwartet wird", schreibt die Bank. Gleichzeitig könnte sich der Inflationsdruck insbesondere in aufstrebenden Volkswirtschaften ebenfalls als unerwartet stark erweisen.

Höhere Leitzinsen

Die BIZ hält im Kampf gegen die massiv steigende Teuerung weltweit höhere Leitzinsen für notwendig. "Angesichts der eindeutigen und aktuellen Inflationsgefahr und der in den meisten Ländern historisch gesehen sehr niedrigen realen Leitzinssätze scheint auf globaler Ebene eher eine Straffung der Geldpolitik angezeigt", heißt es in dem Jahresbericht weiter. Sollte sich das wirtschaftliche Klima allerdings wegen der Finanzkrise weiter abkühlen, müsse flexibel reagiert werden. Einen Königsweg gebe es wegen der unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen und Herausforderungen in vielen Ländern ohnehin nicht.

Die für die Zinspolitik verantwortlichen Zentralbanken seien mit dem Dilemma konfrontiert, dass die Inflation ausgerechnet in einem Moment steige, in dem sich die Konjunkturaussichten weltweit verdunkeln würden, sagte der Generaldirektor der BIZ, Malcolm Knight. Dennoch müsse eine kraftvolle Antwort gefunden werden, um die Inflationsgefahren wirkungsvoll zu bekämpfen. "Die Zentralbanken müssen besonders wachsam sein", sagte Knight. (APA)