Florian Novak prüft rechtliche Schritte gegen den ORF und Kronehit. Anlass: Der Vorstand des Radiotest lehnte den Antrag ab, Novaks Lounge FM als überregionalen Sender abzufragen. Der Radiotest ist die zentrale Reichweitenstudie für den Äther über Österreich. Nach seinen Daten buchen die Werbe- und Mediaagenturen ihre Spots, nach seinen Werten bemessen sich die Werbepreise. Und nach seinen Daten verteilt die gemeinsame Radiovermarktungsfirma RMS ihre Werbeumsätze an die Sender.

Nachteil gegenüber Ö3 & Co

Novak will überregional erhoben werden, weil Lounge FM seit Anfang Juni über Handyfernsehen (DVB-H) zu empfangen ist, jedenfalls in den EURO-Austragungsorten Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt. Im Programmpaket mit Ö3, Ö1 und Kronehit.

Kronehit-Chef Ernst Swoboda stimmte im Radiotest dagegen. Bedingung seien bisher UKW-Frequenzen. Die habe Lounge FM in Oberösterreich, also werde der Sender dort abgefragt. Der Radiotest, eine Befragung, stoße in manchen Bundesländern an seine Kapazitätsgrenzen, begründet Swoboda die Zurückhaltung hinsichtlich neuer Sender. Würde man Lounge FM überregional aufnehmen, wäre das ein Präzedenzfall für alle Web- und Satradios, sagt der Kronehit-Chef dem STANDARD.

Novak hält dagegen: Er habe weder sein Webradio noch seine UMTS-Übertragung in den Radiotest reklamiert. Doch DVB-H sei klassischer Rundfunk, er habe darüber einen Bescheid der Medienbehörde.

Lounge FM sei mit der Entscheidung benachteiligt gegenüber Ö3 und Kronehit, sagt Novak: Bei diesen Sendern zählten im Radiotest nun auch jene Hörer mit, die sie über DVB-H konsumieren. Novak sieht sich von Marktbeherrscher ORF und dem bisher einzigen überregionalen Privatradio benachteiligt. Er will sich an die Bundeswettbewerbsbehörde wenden, "in der Hoffnung, dass sie aktiv wird". Novak könnte zudem versuchen, nach dem Gesetz über den unlauteren Wettbewerb oder nach dem Kartellrecht gegen die beiden Großen vorzugehen. Da will sich Novak auf Anfrage noch nicht festlegen.

ORF mit Mehrheit im Radiotest-Verein

Der ORF hat als kräftigster Zahler die überwiegende Mehrheit der Stimmen im Radiotest-Verein. Radiodirektor Willy Mitsche erklärt dem STANDARD, er sei "nicht von vornherein dagegen", wolle die Zukunft des Radiotests aber nicht "zwischen Tür und Angel" diskutieren. Novak erklärt, er habe den Antrag schon im März gestellt.

Kronehit-Chef Swoboda verweist ebenfalls auf die Weiterentwicklung des Radiotests. Im dritten Quartal werde die DVB-H-Nutzung abgefragt. Würde der Radiokonsum dereinst gemessen statt abgefragt, sei die Zahl der Sender egal. So lange will Novak nicht auf Daten warten. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2008)