Sogar der Regen hat auf die Morgenstunde gewartet: Das EM-Finale konnte ohne Nasssportübungen, Gewitter-Licht-Design über dem Stadion und auch ohne Sendeausfälle im Fernsehen als wunderschönes Fußballspiel über die Bühne gehen. Das kann sogar die weniger geübte Kickerexpertin feststellen, zumal ihr die Methode des Public Viewing mit einem etwas größeren Bild entgegenkommt.

Dieses Match muss man nämlich mehr als alle davor draußen sehen. Hier ist der Fan gefordert, nicht nur Farbe zu bekennen, sondern seine Überzeugung lautstark in der Masse kundzutun – und sei es, die Nahaufnahmen der Waden des schönen Fernando Torres betreffend.

Daher weiß man auch nicht, was die ORF-Kommentatoren Hochkompetentes zu dem Abend zu sagen hatten. Und diesmal kann man das nicht dem Sender vorwerfen, denn das Finale gehörte den Fans und der öffentliche Raum an diesem Abend in Wien akustisch eindeutig den Spaniern. Da dringt kein Ösi-Goleador mehr durch, und die TV-Stimme ist erst wieder bei "Reaktionen" gefragt.

Spanien jedenfalls, das weiß man heute, war auf dem Rasen natürlich nicht nur "einen Tick besser" (aus den Reaktionen), die Deutschen haben nicht bloß "ein, zwei Fehler zu viel" gemacht, wie gestern Einsichten aus Verlierermunde zitiert wurden. Die Schlussworte darf man hier allerdings getrost Michael Ballack überlassen, der diese zwar sicher nicht so gemeint hat, im Kameraschnitt dennoch einsichtig zitiert werden kann: "Wenn man das Niveau des Teams betrachtet, dann war es toll, ins Finale zu kommen." Auf jeden Fall! (ih/DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2008)