Die EURO ist nicht so gelaufen wie geplant. Hier ist nicht das Faktum gemeint, dass Österreichs Nationalmannschaft nur ein einziges Tor aus einem Elfmeter geschossen hat. Auch die von Berufs- und Zweckoptimisten - sprich: von Funktionären und Politikern - hochgeschraubten wirtschaftlichen Erwartungen an das Sportereignis wurden nicht erfüllt. Nicht alle Hotelbetten waren voll, ebensowenig alle Gaststätten oder alle Läden in allen Host-Cities. Nur eben manche, gut gelegene - etwa jene, die auf den Routen der wohlbestallten Russen lagen. So kommt zur sportlichen Ernüchterung nun auch die wirtschaftliche. Wen wundert es also, wenn das Bundeskanzleramt es gar nicht eilig hat mit der "Evaluierung" der tollen Prognosen von vorher, als von zusätzlichen 640 Wertschöpfungsmillionen und 13.000 nachhaltig gesicherten Jobs die Rede war.

Im Lamentieren waren wir jedoch immer schon Europameister, dazu braucht es kein Turnier. Sehen wir es also positiv: Die EURO war ein Realexperiment. Sie hat gezeigt, was funktioniert und was nicht. Zwangsbeglückung mit sogenanntem Bier. Funktioniert nicht. Sonntags aufsperren und dann einfach glauben, die Kunden kommen von alleine in jede Seitengasse. Funktioniert nicht.

Profitiert haben jene, deren Angebot gepasst hat. Die Lugner-City in Wien-Fünfhaus war zum Beispiel viermal sonntags knallvoll, weil der umtriebige Baumeister als Hausherr erkannt hatte: Für die wichtige Kundenschicht der enthusiasmierten türkischstämmigen Wiener brauchte es Remmidemmi. Aber zugegeben: Die türkische Mannschaft hatte auch sportlich einen besseren Lauf als die Österreicher. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7.2008)