Wien - Der Markt für Unternehmensanleihen stellt laut Erste-Sparinvest (ESPA) eine bedeutende Alternative zur Kreditfinanzierung dar. Wegen der im historischen Vergleich hohen Zinsaufschläge seien Unternehmensanleihen mit guter bis mittlerer Bonität eine attraktive Alternative zu Staatsanleihen, hieß es am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

Derzeit sind in Europa und in den USA den Angaben zufolge Papiere mit einem zugrundeliegenden Ausleihungsvolumen von gesamt 2.246 Mrd. Euro im Umlauf. Davon seien 1.761 Mrd. Euro dem "besseren" Investment-Grade zuzuzählen, auf High Yield entfallen 485 Mrd. Euro.

Fonds mit einer qualitativ hohen Titelauswahl und einer breiten Streuung auf viele Emittenten können im aktuellen Zinsumfeld Renditen zwischen 6 Prozent (Europa) und 8,4 Prozent (BRIK-Staaten) verbuchen. In Unternehmensanleihen würden zwei Faktoren stecken, die den Kursverlauf beeinflussen: Das volkswirtschaftliche Umfeld und die Risikokomponente, die ein Zinsplus gegenüber "risikofreien" Staatspapieren liefern soll. Anleger, die in Unternehmensanleihen investieren, können aufgrund dieser höheren Risikoprämie einen deutlichen Mehrertrag gegenüber Staatsanleihen erwarten, so die Argumentation der ESPA.

Die Krise des Finanzsektors, die Mitte 2007 begonnen hat, sei noch nicht überwunden. Die Risikoscheu der Anleger habe deutlich zugenommen und zu einem Abverkauf bei allen risikoreicheren Anlage-Klassen geführt. Momentan beherrschen steigende Inflationsraten das Geschehen. Als Reaktion darauf wurden laut ESPA seit Ende März Staatsanleihen wieder stark verkauft. Die Renditen für zehnjährige deutsche Laufzeiten stiegen deshalb von 3,7 Prozent auf aktuell 4,6 Prozent.

Wenig zufriedenstellende Ergebnisse

Fonds, die vorwiegend Staatsanleihen im Portfolio halten, würden im laufenden Jahr deshalb wenig zufriedenstellende Ergebnisse aufweisen. Sowohl in Europa als auch in den USA zeigen sich die Notenbanken über die hohen Inflationsraten besorgt und hätten angekündigt, Maßnahmen dagegen einzuleiten. Somit seien weitere Leitzinssenkungen "vom Tisch".

"Die Anleger sollten sich darauf einstellen, dass es eher zu Zinserhöhungen kommen wird. Für die Euro-Zone erwarten wir in Kürze einen ersten Schritt der EZB von plus 0,25 Prozent im 3. Quartal 2008", sagte Erste-Sparinvest-Geschäftsführer Franz Gschiegl. In den USA sollten die ersten Leitzinsanhebungen erst 2009 stattfinden.

Die Erwartung steigender Leitzinsen und der hohe Liquiditätsbedarf von Banken drückten sich auch in hohen Geldmarktsätzen aus. Der aktuelle Zinssatz des 3-Monats-Euribor liege fast bei knapp 5 Prozent und übersteige damit die Renditen für lang laufende Staatsanleihen. Diese inverse Zinsstruktur in der Euro-Zone stellt laut ESPA eine schlechte Basis für eine Konsolidierung des europäischen Bankensektors dar, weil sich die Institute sehr teuer am Geldmarkt refinanzieren müssten.

In den USA zeigt sich ein anderes Bild - aufgrund der deutlichen Leitzinssenkungen liegen die Geldmarktsätze unter jenen von Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Damit sei die Basis für eine Entlastung des US-Bankensystems geschaffen worden. (APA)