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Der Einfluss der inländischen F&E-Kapazitäten auf Produktivität und BIP pro Kopf hat zugenommen.

Foto: AP/Bazemore
Wien - Wachsende Kapazitäten bei Forschung und Entwicklung (F&E) in Form von Forschungskapital oder -personal tragen dauerhaft und immer stärker zur Produktivität einer Volkswirtschaft bei und wirken sich damit auch auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbsfähigen aus. In Österreich ist der Großteil der Produktivitätssteigerung in den vergangenen zehn bis 15 Jahren auf die Zunahme der F&E-Kapazitäten zurückzuführen. Das zeigt eine im Auftrag des Wirtschaftsministeriums angefertigte und gestern, Montag, Nachmittag beim "Forschungsdialog" präsentierte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).

Dabei hat sich die F&E-Kapazität hierzulande äußerst dynamisch und "überdurchschnittlich" entwickelt: Gemessen anhand der gesamten F&E-Ausgaben gab es laut der Studie in Österreich in den vergangenen 30 Jahren einen Anstieg der Forschungskapazität um durchschnittlich 8,1 Prozent (real) pro Jahr. Damit steht Österreich im Spitzenfeld der OECD-Länder, schreiben die Wifo-Forscher Martin Falk und Mariya Hake.

Schneller als im Schnitt

Im Ländervergleich zeigt sich, dass der "F&E-Kapitalstock" (aktuelle und vergangene akkumulierte F&E-Ausgaben) in Österreich schneller gewachsen ist als im Schnitt der OECD-Länder. Zwischen 2000 und 2007 hat der "Wachstumsvorsprung Österreichs" laut Studie mit einer Rate von 6,5 Prozent im Vergleich zu den restlichen OECD-Ländern (im Schnitt 4,4 Prozent) rund zwei Prozentpunkte betragen. Nur in Finnland und in den "klassischen Aufholländern" wie Irland und Spanien seien die Forschungskapazitäten rascher gewachsen.

Auch beim Forschungspersonal lag Österreich 2000 bis 2005 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 6,4 Prozent pro Jahr über dem OECD-Schnitt von 3,0 Prozent - auch wenn der Personalbestand im Schnitt nicht so schnell gewachsen ist wie das heimische F&E-Kapital. Beim Wachstum der Forschungskapazitäten im öffentlichen Sektor lag Österreich unter den forschungsintensiven OECD-Ländern sogar mit Finnland an erster Stelle.

Im Rahmen der Studie "Wachstumswirkungen der Forschungsausgaben" untersuchten die Autoren, welche Auswirkungen die Ausgaben für F&E auf Wirtschaftswachstum und Produktivität haben. Grundlage waren Daten von 21 OECD-Ländern für den Zeitraum 1975 bis 2007.

Dabei zeigte sich, dass der Produktivitätseffekt der gesamten F&E-Kapazitäten in Österreich tendenziell höher ist als im Durchschnitt der OECD-Länder. In Österreich trägt das Wachstum des F&E-Personalbestands derzeit mit 0,7 Prozentpunkten pro Jahr zur Steigerung der Produktivität bei, heißt es in der Studie.

Einfluss auf Produktivität nahm zu

Dabei hat der Einfluss der inländischen F&E-Kapazitäten auf Produktivität und BIP pro Kopf im Zeitablauf zugenommen. Dies gilt sowohl für die Gruppe der OECD-Länder als auch für Österreich. Dagegen hat die Produktivitätswirksamkeit der F&E-Kapazitäten der Handelspartner - ein Maß für die Bedeutung des internationalen Technologietransfers - im Zeitablauf abgenommen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist laut den Autoren, dass immer mehr Länder die "technologische Grenze" erreicht haben, bei der die Rolle des Technologieimports immer weniger wichtiger wird.

Das EU-Ziel von drei Prozent bis 2010 wird Österreich laut den Autoren "knapp verfehlen", wenn das Wachstum der F&E-Ausgaben nicht von 6,9 Prozent auf 7,5 Prozent pro Jahr (real) zwischen 2006 bis 2010 gesteigert werde. Dabei habe der öffentliche Sektor "mit einem Finanzierungsanteil von einem Prozent am BIP das Barcelona-Teilziel bereits im Jahr 2007 erreicht". Jetzt seien die Unternehmen gefordert, die F&E-Lücke zum Drei-Prozent-Ziel zu schließen. (APA)