Ein chinesischer Journalist ist wegen Waffenbesitzes und Unruhestiftung zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Sun Lin war für die chinesische Website Boxun tätig, die in den USA betrieben wird. Bereits am 30. Mai 2007 wurde er verhaftet. Zuvor hatten die Behörden ihn aufgefordert, sich nicht auf sensible politische Themen einzulassen. Sun wies alle Anklagepunkte zurück. Sein Rechtsanwalt Mo Shaoping will Berufung einlegen. "Sun Lin ist unschuldig, und wir stimmen mit dem Urteil gewiss nicht überein", sagte Mo. Er warf dem Gericht vor, gegen die Verfahrensregeln verstoßen zu haben.

Sun berichtete auf boxun.com vor allem über Verbrechen und polizeiliche Gewalt. Zu seinen Themen gehörten auch die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Peking und Einschränkungen der Berichterstattung. Die Behörden haben den Zugriff auf Boxun in China gesperrt. Die internationale Pressefreiheitsorganisation "Reporter ohne Grenzen" (RSF bzw. ROG) hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, sich vor Beginn der Olympischen Spiele für die Freilassung von inhaftierten Journalisten einzusetzen.

Einen rasanten Anstieg der Festnahmen von Cyber-Dissidenten in China hat die Menschenrechts- und Gefangenenhilfe-Organisation Amnesty International verzeichnet. Die Inhaftierungen erfolgen überwiegend wegen "Subversion" oder "Gefährdung der Staatssicherheit". Über dreißig Journalisten und etwa fünfzig Internet-Autoren sitzen nach RSF-Informationen aus unterschiedlichen Gründen in chinesischen Gefängnissen. (APA/AP)