Dem offiziellen chinesischen Einkaufsmanagerindex zufolge wuchs die chinesische Industrie im Juni so langsam wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Die Firmen machten hierfür neben der hohen Inflation auch die Folgen des verheerenden Erdbebens im Mai sowie neue Umweltauflagen der Regierung im Vorfeld der Olympischen Spiele verantwortlich. Die Unternehmer berichteten, dass ihre Kosten derzeit so schnell kletterten wie noch nie seit Beginn der Umfrage 2005. Dies bemerken auch die Kunden an den Preisschildern: Die Firmen erhöhten die Preise nach eigenen Angaben so drastisch wie seit vier Jahren nicht mehr.
Preisanstiege in Japan
Eine deftige Verteuerung von Produkten aus China würde sich wegen der riesigen Exportindustrie des Landes weltweit bemerkbar machen. Zudem deutete sich auch in anderen asiatischen Ländern Preisanstiege an: So erhöhten etwa japanische Firmen im vergangenen Vierteljahr erstmals seit langem deutlich ihre Preise, wie der Konjunkturbericht der Bank of Japan zeigte. Auch indische Unternehmer klagten in der Umfrage zum dortigen Einkaufsmanagerindex über den rasanten Kostenanstieg.
Zudem droht bereits die nächste Runde von Preiserhöhungen: Viele asiatischen Stahlwerke mussten am Dienstag eine Verdoppelung des Eisenerz-Preises durch den Bergbau-Riesen Rio Tinto schlucken. Erst vergangene Woche hatte hier der chinesische Konzern Baosteel den Ton vorgegeben, indem er die Verteuerung akzeptierte.
Gigantischer Rohstoffverbrauch
Die Regierung in Peking hofft, dass ein etwas langsameres Wachstum den Preisanstieg etwas bremsen wird. Der für die staatliche Wirtschaftsplanungsbehörde tätige Volkswirt Fan Jianping erklärte, die erwartete Abkühlung werde auch den gigantischen Rohstoffverbrauch und die Umweltverschmutzung drosseln. Die Verbraucherpreise dürften seiner Ansicht nach in China in diesem Jahr um sieben Prozent zulegen, obwohl die Regierung eigentlich eine Teuerung von knapp fünf Prozent anpeilt.