Graz - "Die USA sammeln Informationen im Weltall für sich, die EU will das Gegenteil, sie teilen" - mit diesen Worten hat Jean-Jaques Dordain, Generaldirektor der europäischen Raumfahrtagentur ESA, am Dienstag auf der Technischen Universität Graz in wenigen Worten die "Vision" der EU in der Raumfahrt beschrieben. Dordain war für den Gastvortrag zum Thema "Europe's Challenges in Space" extra nach Österreich gereist, um dem Publikum diese "größte Herausforderung" nahe zu bringen.

Am "richtigen Weg"

Dordain erwähnte in seinem Vortrag nicht nur die Erfolge der ESA, sondern auch einen herben Rückschlag: den Fehlstart der Ariane-5-Rakete im Dezember 2002. Umso hoffnungsvoller zeigte er sich, als er von den Missionen zum Saturnmond Titan ("Huygens"), zum Mars (die ESA-Sonde "Mars Express") und zur Venus ("Venus Express") sowie dem Columbus Labor auf der Internationalen Raumstation ISS berichtete. Nach dem Fehlschlag 2002 sei die ESA wieder "am richtigen Weg", so Dordain.

Sichtweisen

Über das Weltall formulierte der Generaldirektor eine Erkenntnis, die die ESA nicht aus den Augen verlieren will: "Nicht der Weltraum gehört zur Erde, sondern der Planet Erde ist Teil des Weltalls." Von dem wohl bekanntesten Satz eines Astronauten, "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit" (Apollo 11-Besatzungsmitglied Neil Armstrong am 21. Juli 1969 beim ersten Schritt am Mond), hält Dordain nicht besonders viel. Wesentlich bedeutender ist seiner Meinung nach die Sicht der Apollo 8-Astronauten gewesen, denn sie hätten bei der Erkundung der Mondrückseite den Blick auf die Erde genießen können, wie sie "wie ein Golfball" durch den Weltraum reist.

Um den Bogen wieder zurück zur ESA zu spannen, verglich Dordain die EU auch noch mit dem Weltall an sich und kam gleich zu mehreren Gemeinsamkeiten: "Beide sind kompliziert, aber wir können nicht ohne sie, beide bringen Frieden und beide sind zwar unsichtbar, aber ständig um uns herum." (APA)