Geht es nach Jim Rogers, wird der Boom in China noch jahrelang anhalten. Eigentlich ist die Wall-Street-Legende ja als ausgewiesener Rohstoffexperte bekannt. Doch längst ist auch das Reich der Mitte zu seinem Steckenpferd geworden. Seine Tochter lernt seit zwei Jahren Mandarin und spricht die Sprache schon fließend. Ende 2007 hat der Börsianer seinen Lebensmittelpunkt sogar in die Nähe von China, nach Singapur, verlegt und ist mit Frau und Kind dorthin übergesiedelt.

Nach Rogers Überzeugung ist das Riesenreich auf dem Weg zur Supermacht des 21. Jahrhunderts. China werde die gleiche Rolle spielen wie England im 19. und die USA im 20. Jahrhundert. Beim Blick auf die wichtigsten Börseindizes des Landes lautet das ernüchternde Fazit derzeit allerdings eher „Supergau“. 2008 zählen Shanghai Composite & Co. bislang zu den schwächsten Märkten weltweit. Im Oktober 2007 war die mehr als zwei Jahre andauernde Rallye bei chinesischen Aktien abrupt zu Ende gegangen. Seitdem geht die Angst um, dass sich China nicht vollständig den Auswirkungen einer sich abschwächenden US-Konjunktur entziehen kann.

Auch die chinesische Notenbank setzt den Anlegern übel zu: Mit einer Serie an Zinserhöhungen versuchen die obersten Währungshüter, die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Steigende Zinsen sind nun mal Gift für die Aktienmärkte. Ein wenig Beruhigung brachte die kürzlich erfolgte staatlich verordnete Erhöhung der Treibstoffpreise. Denn Ölkonzerne und Versorger, die von dieser Maßnahme profitieren, sind im Shanghai Composite-Index hoch gewichtet.

Bei der Lektüre von Jim Rogers’ neuestem Buch „Investieren in China“ wird man sich von solchen kurzfristigen Bewegungen allerdings kaum verunsichern lassen. Im Gegenteil: Gerade solche Kursrückgänge bieten ideale Einstiegschancen, wenn man den Überlegungen der Börselegende Glauben schenken will. Laut Rogers sind es vor allem fünf Sektoren, die künftig überproportional vom weiteren Aufschwung profitieren: Transport, Tourismus, Gesundheit, Agrarwirtschaft und Energie. Die Argumentation leuchtet ein: Bevölkerung und Wohlstand wachsen stark, deshalb steigt der Bedarf nach Verkehrsmitteln, Infrastruktur, Energie, medizinischer Versorgung, Nahrung und vielem mehr.

Rogers hat eine Reihe von Unternehmen ausfindig gemacht, die von diesem Trend profitieren dürften. Was liegt näher, als Rogers’ Thesen in eine Anlagestrategie umzusetzen? Die Zertifikate-Experten von ABN Amro haben sich mit dem ehemaligen Hedgefunds-Manager zusammengesetzt und ein eigenes Auswahlbarometer kreiert, in das Anleger nun mittels eines Trackers investieren können: den „Jim Rogers China“-Index.

Das neue Barometer enthält anfänglich 28 Aktien und kann bis auf 30 erweitert werden. Die Gewichtung der fünf Branchen wird auf jeweils 20 Prozent fixiert. Auf dieses Gewicht werden die Sektoren einmal jährlich zurückgesetzt. Ebenfalls einmal pro Jahr erfolgen die Indexüberprüfung sowie der Austausch von Mitgliedern durch Rogers, der dafür eine Managementgebühr von 1,25 Prozent p.a. verein-nahmt. Das Barometer ist als Total-Return-Index konzipiert, womit Anleger auch in den Genuss der Dividenden kommen.

Neben dem aktiven Managementansatz gibt es einen weiteren Unterschied zu anderen China-Zertifikaten: Erstmals bringen ABN Amro und Rogers die verschiedenen chinesischen Aktiengattungen unter eine Haube. Im Index sind sowohl B-Aktien aus Shanghai und Shenzhen, H-Aktien aus Hongkong und die in Singapur notierten S-Aktien enthalten. Sobald die Beschränkungen für Ausländer fallen, können die A-Aktien aus Shanghai und Shenzhen ebenfalls hinzukommen. Das breit gefächerte Anlageuniversum gewährleistet eine gute Risikodiversifikation beim Basiswert.

Beim Tracker auf den „Jim Rogers China“-Index müssen Anleger großes Vertrauen in die Geschicke der Wall-Street-Legende mitbringen. Dass Rogers es kann, hat er beiesen: Im Juli 1998 lancierte er den „RICI“-Index, der alle anderen etab-lierten Rohstoff-Auswahlbarometer schlug. Christian Scheid