Voyager 2 hat die Grenze zwischen dem (blauen) Sonnensystem und dem (schwarzen) Heliosheath hinter sich gelassen.

Illustration: Nasa/JPL
London - 31 Jahre sind sie nun schon unterwegs und dabei auch schon ziemlich weit gekommen. Die Rede ist von den beiden Raumsonden Voyager 1 und 2, die mittlerweile beide die Grenzen unseres Sonnensystems verlassen haben. Während Voyager 1 in nördlicher Richtung unterwegs ist und Ende 2004 diese Grenze erreichte, flog ihre Schwester nach Süden und brauchte bis zum August 2007.

Diese Grenzregion nennen Astronomen Termination Shock: An ihr werden die Teilchen des Sonnenwindes, die vorher mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs sind, in Form einer Stoßwelle - eben des Termination Shock - auf Unterschallgeschwindigkeit abgebremst, was spektakulärer klingt, als es tatsächlich ist. Die Raumsonden nehmen dabei jedenfalls keinen Schaden.

Während bei Voyager 1 vor Erreichen der Grenzregion Instrumente ausfielen und Daten verlorengingen, konnte Voyager 2 erstmals Daten und Bilder von den Außenrändern des Sonnensystems zur Erde schicken. In der neuen Ausgabe des britischen Wissenschaftsmagazins "Nature" (Bd. 454, S. 63) werden gleich in mehreren Fachartikeln die neuen Grenzerkenntnisse aufbereitet.

So zeigte sich, dass unser Sonnensystem asymmetrisch ist. Während nämlich Voyager 1 den Termination Shock erst nach 94 Astronomischen Einheiten (AE, also die Entfernung von der Erde zur Sonne) erreichte, musste Voyager 2 dafür "nur" 84 AE zurücklegen. Der Termination Shock erwies sich beim Durchflug zudem als eine dynamische Grenze. So konnte die Sonde die Marke gleich fünfmal durchqueren, ehe sie den sogenannten Heliosheath (deutsch: etwa Sonnenscheide) erreichte.

Rätselhaft war bis vor kurzem, was mit der Energie passiert, die durch das Abbremsen des Sonnenwinds entsteht. Denn die Temperatur des Plasmas aus Protonen und Elektronen, aus denen der Sonnenwind besteht, erhöhte sich weit weniger stark als erwartet. Des Rätsels Lösung: In der Region, wo der heiße Sonnenwind auf das kalte interstellare Medium trifft, fanden sich energetisch neutrale Atome (ENAs), die in etwa 70 Prozent der Energie des Termination Shock enthielten. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.7.2008)