Constantines & Feist: "Trans Canada / Islands In The Stream"
Transatlantisch ist das neue, sehr suprige Album "Kensington Heights" der Kanadier Constantines bereits erscheinen, hierzulande dauert es noch bis September. Allerdings macht der Vorbote darauf bereits Sabbern. "Trans Canada" ist eine Supernummer, den Vogel schießt allerdings das Cover von "Islands In The Stream" ab, eine Coverversion des grässlichen Schmachfetzens, den einst Bügelfalten-Cowboy Kenny Rogers mit einer aufgefönten Dolly Parton eingespielt hat – hier übernimmt Feist Dollys Part. Krank. Gut. (Arts & Crafts)

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www.constantines.ca

Foto: Cover

Sparks: "Exotic Creatures Of The Deep"
Die Obernerds des Pop, die Brüder Mael, besinnen sich nach zwei eher sehr anstrengenden Alben wieder ihrer Popkompetenz und kredenzen auf dem ihre Verschrobenheit wenig kaschierenden "Exotic Creatures Of The Deep" einige der besten Sparks-Songs überhaupt: Man höre nur "Good Morning" oder das auch Hot Chip, Kinder der Sparks, alle Ehre machende "I Can’t Believe That You Would Fall For All The Crap In This Song". Unberührbar! (Lil’ Beethoven)

Link:
www.allsparks.com

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The Feelies: "Time For A Witness"
Apropos Nerds: Kollege Lehner, der New-York-Korrespondent von FM 4, hat unlängst Youtube-Filmchen von den Feelies verschickt und damit ein kleines Privat-Revival ausgelöst. Die New-Jersey-Band hat mit ihren fünf Alben das Genre des aus dem Punk kommenden Schrammel-Pop mit prächtigen Melodien und da und dort gesetzten scharfen Riffs revolutioniert und ist in den USA damit mindest Kult geworden. Dazwischen war immer Platz für Melancholie, zu den ewigen Verehrern der Band zählen R.E.M., die einst auch deshalb antraten, weil sie wie die Feelies sein wollten, heißt es. Das ist ihnen nie nicht gelungen. "Time For A Witness" ist willkürlich ausgewählt, ein schlechtes Feelies-Album gibt’s nicht. Dafür jetzt eine Reunion. In New York. Lehner übernehmen Sie! (A&M)

Link:
http://www.geocities.com/thefeeliesweb

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Camper Van Beethoven: "Popular Songs Of Great Enduring Strength And Beauty"
Mit Songtitel wie "Joe Stalins Cadillac", "Take The Skinheads Bowling" oder "The Day That Lassie Went To The Moon" ist leicht Herzen erobern. Vor allem, wenn diese Titel auch noch adäquat umgesetzt sind. Die Spätachtziger-US-College-Radio-Helden Camper Van Beethoven aus Santa Cruz kompilieren hier eine Best-Of, die angesichts des qualitativ hochwertigen Outputs zu einer Zeit, als man noch in Alben dachte, natürlich lückenhaft ist. Charme und Irrsinn sowie immer wieder das Genie der Band um David Lowery dringen aber auch so aus jeder Pore dieses Werks. Folk-Rock-Country-Border-Ska-Gedings. Diese Musik hat keinen Namen, behelfen wir uns mit einem Adjektiv: Grenzgenial! (Cooking Vinyl/Edel)

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www.campervanbeethoven.com

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Wire: "Object 47"
Heiligenverehrung, nächster Teil. Es gibt ein neues Wire-Album, es ist erwartungsgemäß super, etwas weniger hart wie zuletzt, als sie während des so genannten Punk-Revival zeigten, wie das wirklich geht. "Object 47" groovt hingegen ziemlich lässig, die Präzision lässt immer auch noch Platz zum Atmen, das schafft Atmosphäre – und einen weiteren Meilenstein im Wire-Katalog. Das Bruce Gilbert hier fehlt, irritiert, macht aber nichts. (Pink Flag/Trost)

Link:
www.pinkflag.com

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The Wedding Present: "El Rey"
David Gedge hat sich wieder Steve Albini an die Regler geholt und für seine reanimierten Wedding Present - in den 80ern und frühen 90ern eine der definitiven Indie-Lieblinge Großbritanniens unter besonderer Berücksichtigung des Rests der Welt - wieder einige drängende, sich in großen einnehmenden Melodien ausbreitende Posongs geschrieben, die er mit flirrenden Gitarren, trockenem Bass und Drums in den Himmel schießt. "El Rey" wurde nun ausgerechnet von der britischen Presse mit seltsamer Hochnäsigkeit kleingeschrieben. Werch ein Illtum!

Link:
www.scopitones.co.uk

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Mudhoney: "The Lucky Ones"
Vor zwanzig Jahren begann mit dieser Band die Geschichte von Sub Pop, Grunge und was das alles ausgelöst hat, na ja, eh scho wissen. "The Lucky Ones" gibt sich immer noch beeindruckend unversöhnlich und dickschädelig, bezieht seine Kraft immer noch aus dem Garagenrock der 60er, vom Punk und vom Metal. Eine Bank, und mit "And The Shimmering Light" fällt fast so etwas wie ein Popsong ab. Hausmarke. (Sub Pop/Trost)

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http://subpop.com/artists/mudhoney

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Melvins: "Nude with Boots"
Der Albumtitel erinnert an eine Al-Bundy-Folge, in der dieser vor seiner Frau einen Besuch in der Nacktbar rechtfertigt. Die dort tanzenden Frauen seien ja gar nicht nackt, meint er. Woraufhin einer seiner Freunde die Stirn in Falten legt und sagt: "Du meinst wegen der Schuhe?" Die Musik erinnert wiederum an Melvins und daran, dass die schon einmal zwingender klangen. Nach rund 25 Studioalben verständlich, aber möglicherweise ein Grund, sich einmal etwas zu überlegen. Auch hier: Hausmarke, aber ein bisserl schal im Abgang. (Ipecac/Trost)

Link:
www.melvins.com

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Dennis Wilson: "Pacific Ocean Blue"
1977 veröffentlichte Dennis Wilson als erster Beach Boy ein Soloalbum. In der Pipeline versandete noch ein Nachfolger, das nie regulär veröffentlichte "Bambu" – auf den Bootlegs "Bamboo" geschrieben. 1983 ertrank dieser einzige tatsächliche Surfer des Strandbuben. "Pacific Ocean Blue" wurde nun erstmals gemeinsam mit "Bambu" aufgelegt – samt Boni. Auf dieser Seite wurde es schon einmal wegen seiner Düsternis und ästhetischen Überzeugungskraft als Klassiker abgefeiert, die locker als Blaupause für die schattigeren Seiten von Wilco durchgeht und sich schon bei Erscheinen neben die Zeit gestellt hat. Daran hat sich nichts geändert. Ein ewiger Rohdiamant der Melancholie. Surfer sterben einsam. (Sony Legacy)

Link:
www.pacificoceanblue.net

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Everlast: "Love, War, And The Ghost Of Whitey Ford"
Sein fünftes Soloalbum zeigt den früheren House-Of-Pain-Frontmann Erik Schrody alias Everlast in Bestform. Der Opener "Kill The Emperor" spricht politisch Klartext, ein Cover des "Folsom Prison Blues" (Johnny Cash) wird als Single vorab veröffentlicht – und fährt wie Sau. Auch der Rest des erst im September erscheinenden Albums ist deutlich grimmiger als das letzte, längst in gerechte Vergessenheit geratene Outing mit "White Trash Beautiful" – ohne dass Everlast seine Singersongwriter-Seite oder den Soul vernachlässigen würde. Die Mischung macht’s hier deutlich vernehmbar aus. (Pias/Edel)

Link:
www.martyr-inc.com

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