Wien - Der börsenotierte Sekt- und Spirituosenhersteller Schlumberger will seinen Wachstumskurs künftig vor allem durch einen Ausbau des Exportgeschäftes vorantreiben. In zwei bis drei Jahren will der seit Anfang 2008 amtierende neue Unternehmenschef Eduard Kranebitter das Exportgeschäft verdreifachen. Im laufenden Geschäftsjahr 2008/09 sei ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich geplant, sagte Kranebitter am Donnerstag am Rande der Bilanzpressekonferenz.

Geschmack findet Schlumberger vor allem an Osteuropa, aber auch ferne Märkte wie China oder Brasilien habe man im Visier. Heuer habe der Sekthersteller den Sprung in den Lebensmittelhandel und die Gastronomie in Ungarn geschafft - mit dem leichteren, eher süßlich schmeckenden White Secco, der Antwort Schlumbergers auf den Prosecco-Boom. Markttests, auch für Schlumberger Sparkling, laufen den Angaben zufolge auch in den anderen Nachbarländern Österreichs, den Niederlanden und in Skandinavien.

Derzeit fließt ein Fünftel der Schlumberger-Produktion über die Grenze, überwiegend nach Deutschland, wo nun auch die Markteinführung von White Secco bevorstehe. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat der Export bereits um 45 Prozent zugelegt, freute sich Kranebitter über erste Erfolge.

Erfolgreiches Geschäftsjahr 2007/08

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2007/2008 (per 31. März) konnte Schlumberger die Ziele bei Umsatz und Ergebnis erreicht. Durch den Verkauf des 49-Prozent-Anteils an der Freihof Destillerie Lustenau wurde zwar ein leichtes Umsatzminus von 1,6 Prozent auf 189,4 Mio. Euro verbucht. Aufgrund der einmaligen Entkonsolidierung von Freihof ist das Betriebsergebnis um 67 Prozent auf 4,3 Mio. Euro deutlich gestiegen, bereinigt verzeichnete Schlumberger ein Ergebnisplus von 1 Prozent.

Der Bilanzgewinn der Schlumberger Gruppe wurde mit 14,7 (10,2) Mio. Euro ausgewiesen. Der Cashflow hat sich nach dem Abbau von Lieferverbindlichkeiten von 5,8 auf 2,4 Mio. Euro reduziert. Die Eigenmittel lagen per 31. März 2008 bei 43,5 Mio. Euro, nach 39,1 Mio. Euro im Jahr davor. Die Zahl der Mitarbeiter ist durch den Freihof-Abgang von 258 auf 219 gesunken.

Der Vorstand werde der Hauptversammlung am 10. September 2008 für das Geschäftsjahr 2007/08 eine Dividende von 0,73 Euro je Aktie vorschlagen, was einer unveränderten Ausschüttungsquote von 10 Prozent entspricht. Im Vorjahr lag die Dividende bei 7,26 Euro je Aktie - jedoch vor dem Aktiensplit 1:10 im Oktober 2007. 75 Prozent der Stammaktien sind im Besitz der Familie Underberg.

Wachstumsmarkt Sektmarkt

"Der Sektmarkt ist ein Wachstumsmarkt", so der neue Schlumberger-Chef. Laut ACNielsen ist des Segment im heimischen Handel im Vorjahr um 6,2 Prozent gewachsen, wertmäßig sogar um 8,2 Prozent - das zeige klar den "Trend zu Premium-Marken". Schlumberger habe den Anteil im Vergleich dazu noch stärker ausgebaut: Inklusive White Secce sei man 2007 um 25,9 Prozent im Handel gewachsen, ohne die Innovation um 9,5 Prozent.

Die Zahlen zeigten, dass es gelungen sei, Sekt als Ganzjahresprodukt zu etablieren. Im Sommer erlebe die leichte Variante White Secco die Spitze, im Winter der klassische Sparkling, erläuterte Kranebitter. Die Abhängigkeit von der Saisonspitze rund um Weihnachten habe man reduziert. Über den Sommer helfe auch der Tourismus. Schlumberger profitiere hier vor allem von den deutschen Gästen: Sie trinken nämlich im Schnitt traditionell doppelt so viel Sekt wie die Österreicher.

Zu schaffen machen Schlumberger die teuren Rohstoffe. Die Preise für österreichische Trauben seien bereits um 140 Prozent höher als 2004. Für hochwertiges Glas müsse inzwischen um knapp ein Drittel mehr bezahlt werden. Dazu kommen höhere Kosten für Logistik und Energie. Schlumberger hat daher die Preise im Handel um 10 Prozent erhöht. Derzeit seien keine weiteren Erhöhungen geplant, ausschließen könne man aber auch für dieses Jahr gar nichts. (APA)