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Wien - Der in Innsbruck lebende Kärntner Autor Alois Hotschnig (48) erhält den mit 14.600 Euro dotierten Erich Fried Preis 2008. "Meine Entscheidung ist auf Alois Hotschnig gefallen, weil er aus der Sprache heraus 'erfindet'", heißt es in der Begründung der alleinigen Jurorin Katja Lange-Müller. Die Preisverleihung findet am 9. November, 11 Uhr, im Literaturhaus in Wien statt. Hotschnig zählt zu den renommiertesten österreichischen Autoren der jüngeren Generation und wurde zuletzt mit dem Tiroler Landespreis für Kunst 2007 ausgezeichnet.

Physisch-Existenzielles zur Sprache gebracht

Sie gebe ihrem Kollegen Hotschnig den Preis, "weil er - wie derzeit kein anderer deutschsprachiger Schriftsteller - die (zu Unrecht allgemein vernachlässigte) literarische Gattung 'Erzählung' behauptet und entwickelt", führt Lange-Müller in ihrer Begründung weiter aus, "weil er Physisch-Existenzielles wie Angst, Wirklichkeitsverlust, Wahrnehmung (auch und besonders des 'Nichtwahren', richtiger des 'Nichtrealen' zur Sprache bringt (im eigentlichen Wortsinn). weil nicht nur Leser, sondern auch (lesende) Autoren von ihm lernen können. weil seine extrem genau gearbeiteten Erzählungen, Romane und Stücke, wenn sie mal fertig sind, nur noch die vollkommen unverzichtbaren Wörter enthalten. weil er den Doppelsinn von Geschichte und Geschichte immer scharf im Auge behält. weil er zeigt, wie erregend Sprache ist. weil er die Deutungshoheit dem Leser einräumt - mit und trotz größter stilistischer Genauigkeit. Den Leser schätzen, heißt: Ihn niemals unterschätzen. Das ist offenbar Hotschnigs Poetik."

Biographie

Alois Hotschnig wurde am 3. Oktober 1959 in Berg im Drautal (Kärnten) geboren. Er studierte Medizin, Germanistik und Anglistik in Innsbruck. Seit 1989 lebt er als freier Schriftsteller in Innsbruck. Mit seinen Erzählungen "Aus" (1989) und "Eine Art Glück" (1990) und seinem Romandebüt "Leonardos Hände" (1992) etablierte er sich rasch als genau beobachtender und sensibel formulierender Autor in der deutschsprachigen Literaturwelt. Neben weiteren Prosawerken und dem Roman "Ludwigs Zimmer" (2000) veröffentlichte er auch Hörspiele, Stücke (u.a. "Absolution", UA 1995 am Schauspielhaus Wien und "Aus", uraufgeführt 2000 am Schauspielhaus Wien) sowie Libretti. Zuletzt erschien 2006 der Erzählband "Die Kinder beruhigte das nicht" mit Texten, die sich unter der Oberfläche ihrer Normalität als Gruselgeschichten entpuppen.

Zu den zahlreichen Auszeichnungen Hotschnigs zählen der Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (1992), der Anna-Seghers-Preis der Akademie der Künste Berlin (1993), der Italo-Svevo-Preis (2002) und der Österreichische Förderungspreis für Literatur (2003).

Der Erich Fried Preis steht nicht für ein Lebenswerk, sondern soll an Schreibende jüngerer Jahrgänge gehen, die noch eine - hoffentlich große - literarische Zukunft vor sich haben. Er ist vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gestiftet und wird von der Erich Fried Gesellschaft für Literatur und Sprache vergeben. Der Preis wird auf Vorschlag einer jährlich wechselnden, autonom entscheidenden Jurorin oder eines Jurors vergeben. Zu den bisherigen Erich Fried Preisträgern zählen Christoph Hein, Paul Nizon, Gert Jonke, Elfriede Gerstl, Oskar Pastior, Marcel Beyer und zuletzt Peter Waterhouse. (APA)