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"Die steigende Nachfrage unserer Überflussgesellschaften nach Schlankmachern aus der Natur hat zum gefährlichen Schrumpfen der Bestände von Heil- und Medizinalpflanzen geführt", weiß WWF-Artenschutzexpertin Jahrl.

Foto: David Silverman/Getty Images
Wien - Das unscheinbare kaktusähnliche Gewächs namens Hoodia ist als Appetitzügler und Durstlöscher seit Jahrhunderten unter dem Volk der San Südafrikas bekannt. Seit aber Hoodia-Produkte als Schlankmacher die westlichen Märkte überschwemmen, ist es mit der nachhaltigen Nutzung der Pflanzen vorbei, denn für die Herstellung von Diätmitteln werden die Wildbestände schonungslos geplündert. Jene Präparate, die zumeist über Internet-Apotheken verkauft werden, verfügen meist über keine gültigen Einfuhrgenehmigungen. Wildbestände aller Hoodia-Arten stark gefährdet "Hoodia gehört zu den weltweit etwa 350 Arzneipflanzen, die unter die strengen Schutzbestimmungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens fallen", so WWF-Artenschutzexpertin Jutta Jahrl. Ohne gültige CITES-Einfuhrgenehmigung ist der Import in die EU verboten. Der Handel mit Hoodia sei nicht illegal, allerdings sei zu befürchten, dass er nicht wirklich nachhaltig betrieben werde. "Die Bestände der Hoodia-Arten wachsen in den semi-ariden Gebieten Namibias, Südafrikas und Botswanas nur sehr schütter", erklärt die Expertin. Während der vergangenen zehn Jahre sei die Nachfrage nach diesen Pflanzen stark gestiegen und damit sind die Wildbestände aller Hoodia-Arten - auch wenn nur H. gordonii nachgewiesenermaßen diesen Wirkstoff enthält - extrem gefährdet. Indigene Völker nur marginal beteiligt Während Pharmakonzerne Millionengewinne machen, werden die indigenen Völker wie die San an den Einnahmen, die die Verwertung ihres traditionellen Wissens und die Ausbeutung ihrer Ressourcen bringt, nur marginal beteiligt, kritisiert die Umweltorganisation. Auch die San erhielten erst nach einem jahrelangen Rechtsstreit nur eine geringe Entschädigung durch den Patentinhaber - einem Forschungsinstitut in Südafrika. "Ein Großteil der Diätmittel aus Hoodia werde jedoch ohne Lizenz verkauft - auch in Österreich. Somit ist eine Gewinnbeteiligung der San nicht gewährleistet", meint Jahrl. Schon frühe Warnung Der renommierte Experte Michael Heinrich, Leiter des Centre for Pharmacognosy and Phytotherapy in London, hatte bereits vor einigen Jahren davor gewarnt, dass die massive Nutzung von pflanzlichen Arzneimitteln zu einem Verlust der Biodiversität führt. "Vom Verschwinden ehemals einheimischer Pflanzen haben Forscher 1997 aus dem mittelamerikanischen Staat Belize berichtet. 1940 konnte der lokale Heiler alle benötigten Heilpflanzen im Umkreis von zehn Geh-Minuten erreichen. 1988 brauchte er für die Ernte der gleichen Pflanzen rund 70 Minuten", so Heinrich. Die von ihm gesammelten Pflanzen würden aber nur in dieser Region verwendet und weder national noch international vermarktet. Handelskontrolle gefordert "Die steigende Nachfrage unserer Überflussgesellschaften nach Schlankmachern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln aus der Natur hat zum gefährlichen Schrumpfen der Bestände von Heil- und Medizinalpflanzen geführt", so Jahrl. Das größte Problem dabei sei, dass 80 Prozent dieser Pflanzen nicht kommerziell angebaut, sondern wild gesammelt werden. So könne auch Hoodia noch nicht in großem Stil gezüchtet werden. "Medizin und Artenschutz müssen Hand in Hand gehen. Ohne Handelskontrolle droht wertvollen Pflanzen, die wir für unsere Gesundheit nutzen, das Aus", meint auch der CITES-Experte des Lebensministeriums Max Abensperg-Traun. "Gleichzeitig entzieht man durch rücksichtslose Ausbeutung den Einheimischen die Möglichkeit der Nutzung von Heilmethoden und lebensnotwendiges Wissen, das sie von Generation zu Generation weiter gegeben haben." Illegal importierte Produkte in Österreich Vor allem bei Bestellungen im Internet sei die Herkunft oder Zulassung von Diätmitteln und anderen pflanzlichen Präparaten nur schwer nachvollziehbar. In Österreich wurden 2007 erstmals größere Mengen illegal importierter Produkte aus bedrohten Medizinalpflanzen beschlagnahmt. Darunter befanden sich auch fast 3.000 Stück Hoodia-Tabletten. (pte)