"Designing the User Interface for Freedom" - das diesjährige Motte der GUADEC

Grafik: Hersteller
Ab Montag ist es wieder so weit: Die jährliche GNOME Users and Developers Conference (GUADEC) versammelt eine Woche lang hunderte EntwicklerInnen des Projekts aus allen Teilen der Welt. Als Ort hat man dieses Mal Istanbul ausgewählt, an der Grenze zwischen Asien und Europa sollen die Grundsteine für die weitere Entwicklung des Unix/Linux-Desktops gelegt werden.

Grundsätze

In einer Fülle von Vorträgen und Diskussionen will das Projekt kommende Technologien ausloten und wohl auch die eine oder andere unumgängliche Grundsatzdiskussion führen. Denn in den letzten Wochen kam es zu vermehrter Kritik an dem aktuellen Zustand des Projekts. GNOME befinde sich derzeit in einer Phase der "Dekadenz" formulierte es etwa der Entwickler Andy Wingo in einem Weblog-Eintrag.

Nichts neues

Man habe alle ursprünglichen Ziele erreicht und wisse nun offenbar nicht mehr so recht weiter, der Großteil des Projekts beschäftige sich nur mehr mit der Verwaltung des Bestehenden. Statt mit neuen Ansätzen zu experimentieren, arbeite man daran das letzte Detail eines zunehmend irrelevanten Software-Stacks zu verbessern. Auch die geradezu "sklavische" Unterwerfung unter die Human Interface Guidelines (HIG) sei hier nicht gerade hilfreich.

Gewinn

Die EntwicklerInnen sollten endlich wieder mehr Mut zum Experimentieren gewinnen, die Stabilität und der Feinschliff würden dann früher oder später schon von selbst kommen. Freilich könne auch das GNOME-Projekt selbst hier entscheidenden Einfluss nehmen, in dem man ein entsprechendes Klima schaffe, ein Umfeld, in dem HackerInnen einfach mal wild darauf experimentieren könnten. Immerhin gehe es nicht darum, dass man die letzten Schrauben an der Software festziehe, sonder darum Dinge zu schaffen, die die BenutzerInnen anderer Systeme dazu bringen "Wow, das will ich haben" zu sagen, wenn sie den GNOME sehen.

Veraltet

Ein weiteres Problem sieht ein Teil der EntwicklerInnen in der mittlerweile recht beträchtlichen Anzahl von veralteten Technologien, die sich über die Jahre in der GNOME 2.x-Plattform angesammelt hätten. Noch immer liefert man Bibliotheken mit aus, die schon seit Jahren als "deprecated" gekennzeichnet sind, ein Umstand, der damit zusammenhängt, dass noch nicht einmal alle Komponenten des GNOME-Desktop selbst auf die neueren Lösungen umgestellt haben.

GTK+ 3.0

Zumindest in Fragen des grafischen Toolkits GTK+, das die Basis von GNOME bildet, zeichnet sich hier aber Besserung ab: Die damit betrauten EntwicklerInnen arbeiten mittlerweile an der Vorbereitung von GTK+ 3.0, einer neuen Major Release, die sich weniger durch große neue Features auszeichnen soll, als durch ein Ausmisten mit veralteten Technologien - was einen Bruch mit GTK 2.x zwangsläufig zur Folge hat.

Trends

Jede Menge Diskussionstoff also für die von zahlreichen im Open Source-Umfeld tätigen Unternehmen - von Nokia und Google über Intel, Red Hat und Novell bis zu Sun, Mozilla und der Linux Foundation - unterstützte Konferenz. Wie auch schon die vergangenen Jahre gesellt sich auch der WebStandard unter die ZuhörerInnen und wird Sie in den nächsten Tagen über laufende Diskussionen und aktuelle Trends rund um den Linux Desktop auf dem Laufenden halten. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 06.07.2008)