Klagenfurt/Wien - Er sei während des Zweiten Weltkriegs in Kroatien "Verwaltungsbeamter in der Spanschaft Pozega und nie Angehöriger einer Polizeieinheit oder der Ustascha-Bewegung" gewesen, ließ der mutmaßliche Kriegsverbrecher Milivoj Asner durch seinen Anwalt Günther Fornara zu jüngsten Medienberichten mitteilen. Fornara selbst war Montagvormittag telefonisch nicht zu erreichen. Asner lebt heute unter dem Namen Georg Aschner in Klagenfurt.

"Ob er Mitglied der Ustascha war, wissen wir auch nicht", sagte der Historiker Winfried R. Garscha vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) am Montag. "Aber wenn jemand in diesem Regime tätig ist, ist das nicht die entscheidende Frage - sondern ob er sich an strafbaren Handlungen beteiligt hat." Das zu klären sei Aufgabe des Gerichts. "Ich halte es schon für eine komische Vorgangsweise, sich dem Gericht zu entziehen und hier auf Richtigstellung zu pochen."

Asner war laut einem Dossier des kroatischen Historikers Alen Budaj zwischen Mai 1941 und Februar 1942 Polizeichef in Pozaga. Auf ihn und mehr als ein Dutzend Belastungszeugen stützt sich laut Garscha auch das Simon-Wiesenthal-Zentrum, auf dessen Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher Asner als "Polizeichef von Slavonska Pozega" aufscheint, der an der Verfolgung und Deportation Hunderter Serben, Juden und Sinti und Roma beteiligt gewesen sein soll.

"Von Juden und Kommunisten verleumdet"

Allerdings erzählte Asner in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" im Jahr 2004 selbst davon, nur Monate nach einem Praktikum an der Bezirkshauptmannschaft von Pozega zum Polizeichef gemacht worden zu sein. Vertraute hätten ihm hinter verschlossenen Türen im Schnellverfahren beigebracht, was ein Polizeichef anno 1941 können musste, so Asner. Weil er als Polizeichef auch gegen plündernde Ustascha-Leute vorgegangen sei, sei er dann von der Ustascha verfolgt und monatelang eingesperrt worden, meinte der damals 91-Jährige. Er werde "von Juden und Kommunisten verleumdet", meinte er damals.

Die kroatische Justiz hat um Asners Auslieferung angesucht. Österreich gab dem Gesuch nicht statt, weil mehrere Gutachten Asner Vernehmungsunfähigkeit attestieren. (APA)