Sparks/Sutton - Das US-Unternehmen Sierra Nevada Corporation (SNC) will eine Mikrowellen-Waffe bauen, mit der unangenehme Geräusche direkt im Kopf des Ziels erzeugt werden - ausreichend "laute" Töne könnten ein Ziel außer Gefecht setzen. Das "MEDUSA" ("Mob Excess Deterrent Using Silent Audio") genannte Gerät könnte gegen Menschenansammlungen oder militärische Gegener zum Einsatz kommen - aber auch zivile Anwendungen haben, berichtet der "New Scientist". Der SNC-Ingenieur Lev Sadovnik arbeitet an dem System, dessen erste Version innerhalb eines Jahres entstehen könnte.

MEDUSA setzt auf den Effekt, dass kurze Mikrowellenpulse Gewebe schnell erwärmen und dadurch eine Druckwelle im Kopf entsteht, die praktisch "gehört" werden kann. Ein entsprechend "lauter" Ton wäre unangenehm, wirkte irritierend und könnte das Ziel sogar handlungsunfähig machen. Da keine Wahrnehmung über die Trommelfelle erfolgt, gäbe es keine Sicherheitsbeschränkungen der Lautstärke, so Sadovnik. "Der Effekt kann nicht blockiert werden", so der Ingenieur. Das MEDUSA-System werde dank einer Antenne funktionieren, die den Mikrowellenstrahl genau steuern kann und auch ein Anvisieren mehrerer Ziele gleichzeitig erlaubt. Eine mögliche nicht-militärische Anwendung wäre die Vertreibung von Vogelschwärmen. Vögel seien sehr empfindlich gegenüber dem Effekt, so Sadovnik.

Prinzipiell ist MEDUSA möglich, meint James Lin vom Electrical and Computer Engineering Department der University of Illinois. Allerdings würde ein Hochleistungssystem sehr starke und potenziell gefährliche Druckwellen verursachen, warnt er gegenüber New Scientist. "Ich würde mir Sorgen machen, welche weiteren gesundheitlichen Auswirkungen es gibt", meint der Elektrotechniker. Es sei denkbar, dass es zu Nervenschäden kommt. (pte)