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Das im Smithsonian ausgestellte Exemplar ist imposant ... aber laut Analyse nicht präkolumbisch.

Foto: AP Photo/Jose Luis Magana
Paris - Ihre Authentizität ist seit langem gelinde gesagt umstritten - doch mehr als 130 Jahre lang beflügelten die angeblich von Azteken stammenden Kristallschädel, die zur Inspiration des vierten "Indiana Jones"-Films wurden, die Fantasie von Forschern und Weltuntergangspropheten. Der Legende nach haben die zwölf über die Welt verteilten Schädel magische Kräfte - nach der Wiedervereinigung aller zwölf Stücke mit einem angeblich existierenden dreizehnten Kopf sollen sie die Welt vor dem Untergang bewahren können, der dem Maya-Kalender zufolge in ein paar Jahren bevorstehen soll.

Die Legende erlebte ihr erstes Waterloo, als französische Forscher einen im Pariser Museum Quai Branly ausgestellten Schädel im April als Fälschung enttarnten, die vermutlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stamme. Die Nachricht wurde ausgerechnet zum Kinostart von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" bekannt.

Entzauberung eines Mythos

Und die Entzauberung geht weiter: Experten entlarvten nun zwei ähnliche Ausstellungsstücke in London und Washington als Werke von Fälschern. Die Schädel im British Museum in London und der Smithsonian Institution in Washington stammten nicht aus dem Südamerika der präkolumbischen Zeit, sondern müssten als "relativ moderne Anfertigung" angesehen werden, schrieben Wissenschafter der beiden Museen in einem am Mittwoch im "Journal of Archaelogical Science" veröffentlichten Beitrag. Die Stücke wiesen Bearbeitungsspuren von Werkzeugen des Industriezeitalters auf.

"Die beiden Schädel wurden vermutlich keine zehn Jahre, bevor sie das erste Mal zum Verkauf angeboten wurden, hergestellt", heißt es in der Studie. Wie bei dem Pariser Schädel führten unter anderem Spuren moderner Werkzeuge auf die Spur der Fälscher. Der 1897 gekaufte 15 Zentimeter hohe Schädel aus London und das 1992 von der Smithsonian Institution erworbene Stück mit rund 25 Zentimetern Höhe seien mit Werkzeugen geschliffen worden, die vor der Landung der Europäer in Südamerika nicht auf dem Kontinent existierten.

Material könnte aus der Alten Welt stammen

Auf dem Washingtoner Stück fanden die Forscher zudem eine Spur von Siliziumkarbid - ein Stoff, der zwar auch in Meteoritengestein vorkommt, in modernen Poliermitteln jedoch ein häufiger Inhaltsstoff ist. Spuren in dem Quarz des Londoner Schädels weisen der Studie zufolge außerdem darauf hin, dass das Gestein aus den Alpen, Brasilien oder Madagaskar stammt.

Bei Recherchen nach dem Ursprung der Schädel taucht immer wieder der Name des Pariser Antiquitätenhändlers Eugène Boban auf. Der Pariser Schädel war 1878 an ein Museum in der französischen Hauptstadt verkauft worden. Wie der Londoner Kopf ging er durch die Hände des windigen Händlers, dem auch in anderen Fällen Fälschungen vorgeworfen werden. (APA/red)