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Society-Lady Andrea Herberstein gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Bariton Thomas Hampson

Foto: APA/ Barbara Gindl

Wenn man Andrea Herberstein vor Gericht erlebt hat, dann ist es kaum vorstellbar, dass die zurückhaltend wirkende Frau im dunklen Hosenanzug, die da auf der Anklagebank saß, früher ganz andere Auftritte gewohnt war: als glamouröse Society-Lady gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Bariton Thomas Hampson, als standesbewusster, politisch bestens vernetzter Darling der steirischen Gesellschaft.

Herberstein wurde 1953 als Andrea Untersteiner in Salzburg geboren, ihr Vater war Polarforscher. Als 14-Jährige schrieb Herberstein bereits: "Ich möchte ein Leben führen, das Spuren hinterlässt." Dieses Leben schien ihr Johann Otto Herberstein bieten zu können. 1973 heiratete die Jusstudentin den um 17 Jahre älteren Schlossherren und Nachfahren eines alten steirischen Adelsgeschlechts.

Gräfin

Die "Gräfin", wie sie seitdem genannt wurde und auch genannt werden wollte – "Ich bin keine gnädige Frau, ich bin eine Gräfin!", schnauzte Herberstein einst das Personal in einer Grazer Hotelbar an –, wurde nach der Geburt ihrer Kinder Maximilian, Felicitas und Catharina dank ihrer ausgezeichneten Kontakte vom damaligen Landeshauptmann Josef Krainer mit der Organisation des Klassikfestivals styriarte betreut. Das oststeirische Schloss Herberstein samt Tierpark machte Herberstein zum Vorzeigebetrieb der Region.

Scheidungskrieg

Privat folgte ab Mitte der 80er-Jahre ein Scheidungskrieg, der sieben Jahre dauerte und Anwaltskosten in astronomischen Höhen verschlang. Johann Otto Herberstein, der nur noch geduldet war auf seinem Schloss, starb 1994 in Afrika auf der Hochzeitsreise mit seiner dritten Frau. Seine Ex-Frau sollte laut Testament aus dem Schloss verbannt werden, doch die Kinder ignorierten den väterlichen Wunsch.

Fingierte Rechnungen

Herbersteins Sohn Maximilian saß nun als Geschäftsführer auch mit vor Gericht. Auslöser für den Prozess war schließlich der frühere Gutsverwalter Heinz Boxan, zu dem Herberstein einst eine familiäre Beziehung hatte. Es kam zum Zerwürfnis, Boxan fühlte sich in die zweite Reihe gestellt. Anhand der alten, von ihm handgeschriebenen Unterlagen konnte das Gericht nun beweisen, dass Herberstein gemeinsam mit Boxan mit fingierten Rechnungen Förderungen erwirkt hatte.

Herberstein erklärte in ihrem Schlusswort, sie habe ihre größte Strafe schon bekommen, "weil ich meinen Sohn auf der Anklagebank sehen muss". Dieser wurde am Mittwoch freigesprochen. (Bettina Fernsebner-Kokert/ DER STANDARD Printausgabe 10.7.2008)