Neuseeland war das erste Land des Planeten, das dank eines zehnstündigen Vorsprungs gegenüber der Alpenrepublik und mitternächtlichen Verkäufen in drei Vodafone-Geschäften in den Genuss von Apples neuem iPhone 3G (das Kürzel steht für schnelles mobiles Internet) kam.

Eigenhändig

One-Chef Michael Krammer schlug sich die Nacht zum Freitag um die Ohren: Ab Punkt Mitternacht verkauft er eigenhändig die ersten hundert iPhones im One-Laden gegenüber der Staatsoper. T-Mobile, dessen Sieben-Uhr-Morgen-Verkaufsübung beim Verkaufsstart des iPhone auf mäßiges Interesse stieß, sperrt dagegen Freitag zur normalen Ladenöffnungszeit auf. In New York, wo Fans vor einem Jahr tagelang vor Verkaufsbeginn anstanden, hielten sich Schlangen in Grenzen; eine Bürgerinitiative benutzte die Fotogelegenheit dazu, für nachhaltige Landwirtschaft zu werben.

Aber auch wenn der Hype nicht so groß wie beim Debüt des iPhone war: Für den kommerziellen Erfolg des iPhone ist die Version zwei noch wesentlich bedeutender als das erste Gerät, von dem seit Ende Juni 2007 rund sechs Millionen Stück verkauft wurden.

Zehn Millionen Stück hat Apple-Chef Steve Jobs als Ziel für 2008 ausgegeben, wovon erst ein Fünftel erreicht wurde – aber jetzt geht’s erst richtig los, sagt Apple-Sprecher Georg Albrecht zum Standard: Wurde bisher in sechs Ländern verkauft, sind es ab sofort 22, bis Jahresende 70 Länder.

„Für Apple sind das sehr aufregende Tage, weil wir im Hard- und Softwaremarkt großgeworden sind“

Auch die Zahl der Provider, die das iPhone als ihr jüngstes Wunderprodukt zum Ankurbeln des Datenverkehrs pushen, wächst sprunghaft: Von bisher drei (AT&T, O2, T-Mobile) auf 17, die wie in Österreich T-Mobile und One/Orange teilweise gemeinsam den Markt bearbeiten und das Gerät in über 450 Geschäften (Mobilfunkern und Handelspartner) vertreiben. „Für Apple sind das sehr aufregende Tage, weil wir im Hard- und Softwaremarkt großgeworden sind“ und nicht in der Unterhaltungselektronik des Massenmarkts, sagt Albrecht.

Daten

Dazu kommt eine neue, aggressive Preispolitik, mit der sich das iPhone teils billiger positioniert als gehobene Smartphones: In Österreich je nach Vertrag ab 99 Euro, in Deutschland sogar schon ab null Euro. „50 Prozent aller Smart-phones, die wir in den letzten drei Monaten verkauften, waren iPhones“, erklärt Robert Chvátal, Chef von T-Mobile Austria. Und die Rechnung der Provider mit Datendiensten geht auf: Bei der Benutzung von mobilem Internet liegt das iPhone weit vor anderen Geräten, „über 30 Prozent mehr“, sagt Chvátal.

„App Store“

Mit dem neuen iPhone steigt Apple auch im großen Stil in das mobile Service-Geschäft ein. Schon jetzt ist sein Musikservice das bisher umfangreichste auf einem Handy. Dazu gesellen sich jetzt mobile Software (der „App Store“) und „Mobile Me“, ein Onlinedienst zur automatischen Synchronisation mehrerer PCs, Macs, iPhones und iPods, sowie ein 20 Gigabyte-Onlinespeicher.

500 Anwendungen stehen zur AppStore-Eröffnung bereit: Von unabhängigen Entwicklern angeboten, von Apple in Hinblick auf iPhone-Tauglichkeit kontrolliert. Von News-Diensten, Werkzeugen zum Arbeiten bis zu Spielen, Facebook oder eBay: Mit der Öffnung für künftige Entwicklungen hat das iPhone 3G den nachhaltigsten Kaufanreiz geschaffen. Wie stets geizt Jobs nicht mit Superlativen: „Das ist der größte Produktstart meines Lebens.“ (spu, DER STANDARD Printausgabe 11. Juli 2008)