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Effektvoll
Webkit lässt sich auch in OpenGL-Anwendungen einsetzen, die transformierten Webseiten sind dabei vollständig weiterbenutzbar

Grafik: Archiv
Eines der derzeit wohl "heißesten" Themen in der GNOME-Community dreht sich um die Wahl der verwendeten Rendering Engine für die Darstellung von Web-Content. Hatte man hier historisch immer auf Mozilla - und Eigenentwicklungen wie gtkhtml gesetzt, so zeichnet sich nun ein Wechsel ab.

Wechsel

Am Donnerstag hat webit-gtk-Entwickler Alp Toker in einer Keynote auf der GNOME Users and Developers Conference (GUADEC) in Istanbul seine Pläne für den künftigen Umgang mit Web Content präsentiert. Dieser sieht dabei eine Abkehr von den bisher verwendeten Technologien vor, mit Webkit soll das Web Rendering im GNOME aber nicht nur vereinheitlicht sondern auch um einige neue Möglichkeiten erweitert werden.

Vorteile

Denn immerhin sei man deutlich schlanker als Mozilla und könne so in einigen Bereichen eingesetzt werden, die mit der Firefox-Basis nur mühsam zu implementieren gewesen wären. Toker demonstrierte in seiner Keynote gleich einige Beispiele, die man in den letzten Monaten entwickelt hat. Neben klassische Desktop-Widgets soll Webkit auch fortgeschrittenes Styling in einzelnen Anwendungen ermöglichen, im Konkreten zeigte der Entwickler etwa eine neue Konversations-Ansicht für den Instant Messenger Pidgin.

API

Gerade für die EntwicklerInnen wichtig sei der Umstand, dass man einiges an Zeit in die Erstellung guter Programmierschnittstellen (APIs) gesteckt hat. Dadurch soll die Einbindung in eigene Anwendungen denkbar einfach sein, auch verspricht man eine langfristige Stabilität der APIs, etwas bei dem Mozilla in der Vergangenheit immer wieder gepatzt hat.

Integratioin

Für die EntwicklerInnen ebenfalls zentral sind die Language-Bindings, die ermöglichen, dass Webkit aus den unterschiedlichsten Programmiersprachen heraus direkt aufgerufen werden kann. Hier unterstütze man bereits jetzt von C über C++ und C# bis zu Vala, Python und Perl praktisch alle im GNOME-Umfeld relevanten Sprachen. Zusätzlich soll sich webkit-gtk optimal in die GNOME-Plattform integrieren, so verwendet man zahlreiche Technologien des Projekts,etwa gio, libsoup, GStreamer oder auch Cairo.

Abwarten

Eine endgültige Entscheidung über eine Aufnahme von Webkit ist derzeit noch nicht gefallen, sieht man sich die relativ breite Unterstützung durch die GNOME-EntwicklerInnen für einen solchen Schritt an, scheint dieser aber recht wahrscheinlich. So soll die kommende Release des GNOME-Browsers Epiphany ebenso bereits auf Webkit setzen, wie das Hilfsprogramm Yelp. Dessen Entwickler spricht davon, dass allein durch die Portierung von Mozilla auf Webkit die eigene Anwendung nun ein Drittel schneller startet.

Evolution

Eine experimentelle Webkit-Unterstützung soll es auch bereits im für September geplanten Evolution 2.24 geben. Mit der Version 2.26 des Mail-Clients will man dann vollständig umstellen und das bislang weitgehend alleine für Evolution entwickelte gtkhtml in Pension schicken.

Kritik

Kritik gab an diesen Plänen war auf der GUADEC zwar nur vereinzelt zu hören, dafür dann aber gleich recht grundsätzlicher Natur: So frage sich, ob sich GNOME wirklich auf Apple, dass die Mehrzahl der Webkit-Arbeit verrichtet, einlassen wolle. Mozilla sei in dieser Hinsicht ein wesentlich offener Partner, strichen einzelne EntwicklerInnen heraus.

KDE

Eins ist jedenfalls sicher: Wechselt GNOME tatsächlich auf Webkit, würde man sich damit eine Rendering Engine mit KDE teilen. Immerhin ist Webkit ja auch aus der KDE-Entwicklung KHTML entstanden. Allerdings will man nicht alles gleich machen: Eine fixe Integration der Rendering Engine in GTK+ - wie sie nun in QT 4.4 vorgenommen wurde - hält Toker selbst für keine gute Idee: Immerhin sei Webkit von der Code-Basis her größer als das gesamte restliche Toolkit, statt dessen setzt man lieber auf eine möglichst enge Anbindung. (Andreas Proschofsky aus Istanbul, derStandard.at, 11.07.2008)