Siemens-Chef Peter Löscher wehrt sich gegen Vorwürfe von Arbeitnehmervertretern, der massive Stellenabbau treffe vor allem normale Beschäftigte. In der obersten Managementebene mit 2.300 Mitarbeitern würden insgesamt 8 Prozent der Stellen gestrichen und damit anteilig am meisten, sagte Löscher am Mittwochabend im Club Wirtschaftspresse München.

"Der Schwerpunkt liegt damit klar beim Management."

Beim mittleren Management mit 23.000 Mitarbeitern sollten 4 Prozent der Stellen wegfallen und bei den rund 100.000 Tarif-Beschäftigten 3 Prozent. "Der Schwerpunkt liegt damit klar beim Management." Weltweit will Siemens fast 17.000 Jobs streichen, davon 500 in Österreich. Es gehe nicht um ein Mitarbeiter-Abbauprogramm, sondern um Kostensenkungen, so Löscher.

Fluktuation

Bei dem Stellenabbau wolle man auch die Fluktuation nutzen, die bei den Beschäftigten in Deutschland jährlich bei etwa fünf Prozent liege, sagte Löscher. Bei den rund 35.000 Mitarbeitern, die Siemens alleine in Verwaltung und Vertrieb in Deutschland habe, entspreche das pro Jahr etwa 1.750 Beschäftigten. Bei einem Zeitraum von drei Jahren kämen so 5.250 Mitarbeiter zusammen und damit genau so viele Arbeitsplätze, wie Siemens in Deutschland abbauen will. "Wir können das nicht nur über Fluktuation regeln, das wird aber auch ein Thema sein, das uns hilft", sagte Löscher. Die Kosten für den Stellenabbau, die man bisher noch nicht abschätzen könne, wolle man möglichst noch in diesem Jahr buchen. "Voraussetzung ist aber ein Verhandlungsergebnis mit den Arbeitnehmervertretern."

Erneut wies der Siemens-Chef auch wiederholte Spekulationen zurück, er strebe nach dem tiefgreifenden Konzernumbau eine Holding-Struktur für Siemens an. "Unter meiner Führung wird es niemals eine Holding geben", sagte Löscher. Merkmal eines solchen Modells wäre, dass die Zentrale kein operatives Geschäft mehr hätte. "Wir machen das Gegenteil. Wir führen einen weltweit durchgängig integrierten Technologiekonzern." Es gebe auch keine Wettbewerber in der Branche mit Holding-Struktur. Löscher hatte Siemens in die drei Sektoren Energie, Medizintechnik und Industrie aufgeteilt. Daraufhin gab es wiederholt Spekulationen, die einzelnen Sparten könnten verselbstständigt und beispielsweise an die Börse gebracht werden.

"Wir sind stolz auf unsere Wurzeln."

Auch Befürchtungen, Siemens könnte sich mit Maßnahmen wie dem Personalabbau sowie Produktionsverlagerungen zunehmend aus Deutschland zurückziehen, trat der Siemens-Chef entgegen. "Wir sind ein deutsches Weltunternehmen", sagte Löscher. "Wir sind stolz auf unsere Wurzeln." Eine Verlagerung des Unternehmenssitzes komme für ihn nicht infrage.(APA/dpa)