Wien - Auf harte Kritik stößt die heute, Freitag, von Hans Haider als Chairman des Boards von Meinl International Power (MIP) präsentierte Neuordnung der Gesellschaft. Sowohl die Optionsvereinbarung mit der Meinl Bank bzw. Karl Heinz Grasser zur Übernahme der MIP-Managementgesellschaft als auch die personellen Maßnahmen gingen in die falsche Richtung. Es handle sich dabei um eine "Notreaktion auf die massive Kritik seitens der Aktionäre", heißt es in Presseaussendungen von Vertretern von MIP-Investoren.

Er habe "jedes Vertrauen in die handelnden Personen verloren", so Investorenvertreter Alexander Proschofsky. Statt 32 Mio. Euro "in die Taschen der erfolglosen Manager" zu zahlen, bestehen seiner Ansicht nach gute Gründe, den Managementvertrag außerordentlich und kostenfrei zu kündigen. Sollte sich der im Bericht der Nationalbank (OeNB) festgehaltene Sachverhalt als richtig erweisen, bestünden darüber hinaus erhebliche Schadenersatzansprüche gegen die Meinl Bank und die MIP-Direktoren. "Für uns stellt sich daher die Frage, wieviel die Meinl Bank der MIP zu zahlen hat und nicht umgekehrt", so Proschofsky.

"Der heute präsentierte Vorschlag ist ein Beweis, dass das bestehende Board offensichtlich den Interessen der Meinl-Gruppe verpflichtet ist und nicht ausschließlich die Interessen der Gesellschaft und ihrer Aktionäre verfolgt", so Hans-Peter Dohr, Kandidat jener Gruppe von institutionellen Investoren, die für die kommende MIP-Hauptversammlung neue, von der Meinl-Gruppe unabhängige Kandidaten für die Board-Wahl aufgestellt hat.

"Falsche Richtung"

Die Abschlagszahlung an die Meinl-Grasser-Gruppe und teilweise personelle Neuordnung im Board "gehen in die falsche Richtung". Die personellen und organisatorischen Strukturen bei MIP würden "nach einem Jahr Erfolglosigkeit im Wesentlichen aufrecht erhalten, erfolgloses Management mit Bargeld auch noch belohnt werden". Damit könne der Aktienkurs sicher nicht nachhaltig an den inneren Wert des Unternehmens herangeführt werden.

"Die unabhängigen Kandidaten haben einen viel weiter gehenden Ansatz und wollen insbesondere weitere Auszahlungen von Aktionärsvermögen an die Meinl-Gruppe verhindern", so Dohr. Ein dem Anlegerinteresse verpflichtetes Board würde genau das Gegenteil machen und prüfen, wie Geld von Meinl zurück geholt werden könne.

Proschofsky kritisiert weiters, dass die "Befreiungszusage" an die MIP auch noch daran gebunden ist, "dass Personen ein Restrukturierungspaket durchführen sollen, die den derzeitigen Zustand der Gesellschaft mitverursacht haben und laut einem Medienbericht von heute auch Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Untersuchungen im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit bei MIP sind".

Aktionärskritik auch an MAI

Kritik üben Aktionärsverbände auch an den heute präsentierten Veränderungsvorschlägen für Meinl Airports International (MAI). Diese "Ansammlung vager Ankündigungen" sei "völlig unzureichend", kritisiert eine Gruppe kritischer institutioneller Aktionäre rund um Proschofsky. Angesichts der heute von MAI eingestandenen "schwerwiegenden strukturellen Mängel" sieht die Gruppe eine "sofortige Abwahl" der dafür Verantwortlichen als logische Konsequenz.

Letztlich würden die MAI-Vorschläge wie bei MIP darauf hinauslaufen, der Meinl-Gruppe zusätzliche Zahlungen in Höhe von 30 bis 35 Mio. Euro für die Abgeltung des externen Managementvertrages zukommen zu lassen, meint die Gruppe der "Aktionärsrebellen" um Proschofsky. Sie hat die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung erzwungen und unabhängige Kandidaten für das Board von MAI aufgestellt.

"Minimale Fortschritte"

IVA-Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger übt ähnliche Kritik: Die Vorschläge kämen "10 nach 12" und enthielten "eigentlich Selbstverständlichkeiten", sagte er. Erst nach langen Bemühungen von Aktionärsseite habe sich MAI zu minimalen Fortschritten aufraffen können. Rasinger vermisst eine "ausreichende Bereitschaft, die Gesellschaft so zu führen, dass sie erfolgreich sein kann". "Unverständlich" sei, dass man sich weiter Gebühren für den Namen Meinl sichere, bei der Gesellschaft sei noch immer nicht das entsprechend Realitätsbewusstsein vorhanden.

Die heute von MAI "wortreich dargestellten 'Verbesserungsmaßnahmen'" würden ein "erschütterndes Bild auf die bisherige Arbeit des Boards und des externen Investment-Managements" bei MAI werfen: "Wenn jetzt die Rede davon ist, ein Investment-Komitee einzusetzen, einen Genehmigungsprozess für Investitionen einzuführen sowie regelmäßige Reporting-Auflagen für die externe Management-Gesellschaft MAM zu etablieren, drängt sich die Frage auf, in welchem Zustand sich die Gesellschaft derzeit befindet und auf welcher Basis die bisherigen Investment-Entscheidungen getroffen wurden", so die Gruppe um Proschofsky.

Keine Kontrollmechanismen

Offenbar gebe es bei MAI bis heute keinen strukturierten Investment-Prozess und keine Kontrollmechanismen. Auch die Frage, ob die externe Investmentgesellschaft oder die Aktionäre die Kosten für etwaige kostspielige Due Diligence-Prüfungen tragen, sei "offensichtlich nicht geregelt". "Völlig unverständlich" sei der auch Vorschlag, die Management Fee an die Meinl-Management-Gesellschaft MAM künftig an den Asset Value zu binden. Dies sei absolut marktunüblich, da die Management Fee durch Aufnahme von Schulden einseitig in die Höhe getrieben werden könne.

Die unabhängigen Board-Kandidaten wollen mit ihren Vorschlägen verhindern, dass es zu weiteren Zahlungsströmen in Richtung Meinl kommt. Zudem sollten alle Möglichkeiten geprüft werden, ungerechtfertigte Zahlungen von MAI an die Meinl-Gruppe zurückzuverlangen. (APA)