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Tragen oder Werfen?

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Die gute Nachricht zuerst: Weltmeister im schnellen Frauentragen ist in diesem Jahr wieder ein Finne geworden, und zwar Joni Juntunen, der in Sonkajärvi mit seiner 50 Kilo schweren Partnerin Jaana Haaviko die 100 Meter in 30,3 Sekunden zurücklegte.

Die Finnen sind eben clever und konzentrieren sich auf jene Sportarten, in denen sie wirklich Weltspitze sind: Frauentragen, Gummistiefelweitwerfen, Handyschmeißen etc. Vielleicht sollten wir uns daran ein Beispiel nehmen und den Fußball einfach vergessen. Gut ist Österreich ja ohnehin nur in Sportarten, bei denen es abwärts geht: Ski fahren, Kellerstiegen hinuntersteigen, fest nach unten treten etc. Damit zur schlechten Nachricht: Es gibt Neuwahlen und, damit verbunden, viele gefährliche Drohungen. Molterer will die ÖVP zur stärksten Kraft machen, und Faymann wird Spitzenkandidat der SPÖ. Alles natürlich nur zum Wohle "der Menschen da draußen" .

Aber bevor ich mich zu sehr aufrege, nehme ich die von der Stadt Wien herausgegebene Zeitschrift wien.at zur Hand, die nach der Fußball-EM das Fazit zieht: "Herzlich, stimmungsvoll und völkerverbindend!" Meine völkerverbindenden Erlebnisse haben so ausgesehen, dass ich in meiner eigenen Stadt mehrmals von ostdeutschen Security-Leuten, die ausgesehen haben, als wären sie Nachkommen von Conan, dem Barbaren, einer Leibesvisitation unterzogen wurde, nur weil ich mir auf einem öffentlichen Platz ein Fußballspiel ansehen wollte. Ich empfinde das weder als herzlich noch als stimmungsvoll, sondern schlicht als skandalös. Genauso skandalös wie die UEFA, die während der EM so tat, als hätte sie die Herrschaft in diesem Land übernommen – was wahrscheinlich ohnehin der Fall war.

Auf meinem Notizzettel stehen noch die Stichworte Faymann/ Aal/Theoderich. Alles der Reihe nach: Einige SPÖ-Funktionäre verglichen Faymann mit einem Aal, was die Aale nicht verdient haben. Theoderichs Schwiegersohn Theodahat wiederum versuchte 535 seine Frau Amalasuntha zu ermorden, indem er sie zwang, Aalblut zu trinken.

Der Mordanschlag misslang und Amalasuntha wurde schließlich ertränkt. Theodahat wusste offenbar nicht, dass Aalblut viel weniger Gift enthält, als allgemein angenommen wird. Das gilt auch für jene Aale vor Kiribati im Pazifischen Ozean, wo man am 12. Juli den Unabhängigkeitstag feiert. Wir gratulieren herzlichst! (Kurt Palm, ALBUM/DER STANDARD, 12.07/13.07.2008)