Ein Do&Co-Buffet garantiert Andrang. Da war der Kursverlust im Vorjahr schnell vergessen.

Foto: Heribert Corn
Mit Applaus dankten die Do&Co-Aktionäre Attila Dogudan für die guten Nachrichten. Und er bewies wieder sein Feingefühl für die Wünsche der "Kleinen" : Diese konnten sich hemmungslos an den Buffets bedienen.

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Wien – Ab 18 Uhr, knapp eine Stunde nach Beginn der Do&Co-Hauptversammlung, konnte man dem Buffet bereits erstmals beim Ableben zuschauen: An die 600 Aktionäre kannten dann kein Halten mehr. Da verfügte niemand über eine natürliche Essbremse. Geländegängig hantierten die Buffet-Profis mit mehreren Tellern auf bloß zwei Händen. Oder man griff zu anderen Hilfsmitteln: Da mutierte die Rückseite der Aktentasche als Tablettersatz, auf dem platzsparend mehrere Teller platziert werden konnten.

"Du, ich fang hinten an, bei den Marillenknödeln, da ist der Andrang jetzt noch nicht so groß, und hol mir erst später die Hauptspeisen" , informierte eine Dame ihre Begleitung, falls man sich kurzfristig aus den Augen verlieren sollte. "Darf ich mich an Ihren Tisch stellen" , fragte ein älterer Herr vorsichtig und bekam ein scharfes Nein einer rüstigen Rentnerin entgegengedonnert: "Dieser Platz gehört mir, der daneben meinem Mann und der andere unserem Freund."

"Jessas, Elfriede, heut hamma unser G’schirrl vergessen", klagte ein anderer. Na ja, Gläser und Besteck wanderten dennoch direttissima in diverse Taschen. "Du Schatzi, das Gulasch solltest kosten", empfahl die Gattin liebevoll. Doch dieser verweigert brüsk: "Na sicher net, des hamma daham ah." "Na dann probier doch diese herrlichen Fischfilets mit Linsen." Und natürlich wurde auch die AUA trefflich thematisiert.

"Wir haben seit über 30 Jahren AUA-Aktien, und unlängst hab ich einmal umgerechnet, zu welchem Kurs wir die gekauft haben: Heute wären es 19 Euro pro Aktie gewesen! Ich sag’s ehrlich, ich schau mir den Kurs gar nicht mehr an" , berichtet eine Dame im Zustand emotionaler Auflösung. Am Freitag notierte die AUA-Aktie bei 2,74 Euro. Doch auch die Do&Co-Aktionäre brauchten im Vorjahr ein starkes Nervenkostüm, sank doch der Kurs um 32 Prozent.

Rekordtempo

Das war aber wirklich die einzige schlechte Nachricht, die Do&Co-Chef und Mehrheitseigentümer Attila Dogudan seinen Kleinaktionären zumutete. Gemeinsam mit Aufsichtsratschef Waldemar Jud peitsche er zehn Tagesordnungpunkte im Rekordtempo von nur einer Stunde durch. Unterbrochen nur durch zwei Fragen aus dem Publikum. Und diese wurden vom restlichen Publikum mürrisch mit kollektivem Augenverdrehen quittiert.

In der Regel werden belastende Information behutsam dosiert – nicht so bei Do&Co, wo nur das anschließende leibliche Wohl im Vordergrund steht. Die ersten sechs Tagesordnungspunkte waren reine Routine, aber dann gegen 17.45 Uhr, als über unternehmenspolitisch Entscheidendes abgestimmt wurde, wehte rein zufällig der Duft frisch panierter Schnitzel in den Saal des Uniqa-Towers und das Personal begann hörbar mit dem Besteck zu hantieren.

So wurde ohne viel Aufhebens Folgendes beschlossen: Um das künftige Wachstum zu finanzieren, kann Do&Co in den nächsten fünf Jahren bis zu 200 Mio. Euro mittels verschiedener Finanzinstrumente aufnehmen. Ein allfälliger Bezugsrechtsausschluss ist möglich. Ferner wurde eine bedingte Kapitalerhöhung von bis zu 7,8 Mio. Euro ermöglicht. Als Mittel zum Erwerb eines Unternehmens gab es die Ermächtigung zum Kauf eigener Aktien. Und Do&Co kann künftig die Hauptversammlung via Satellit oder aber an einem zweiten Ort außerhalb Österreichs abhalten.

Das Buffet ist eröffnet

Um 18 Uhr empfahl Aufsichtsrat Jud, das Buffet zu probieren. Und da hatten die, die im linken Teil des Saales saßen, eindeutig die strategisch bessere Position – sowohl für das Buffet im ersten Stock als auch bei jenem zu ebener Erd. Waren zu Beginn der HV erst gezählte 267 Aktionäre anwesend, steigerte sich die Zahl gegen Ende auf 427. Weitere 200 ersparten sich die HV und genossen ausschließlich die Naturaldividende.

Aber was wäre eine HV ohne den notorischen Kleinaktionär Berthold Berger, der ausschaut, als hätte er Schlimmes erlebt und Besseres verdient. Ein Raunen ging durch die Reihen. "Pass auf, jetzt fangt er gleich mit seinem Dank an die Belegschaft an" , sagte ein Anwesender. Wie recht er doch hatte. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.7.2008)