Treten noch die Ärzte an und kann sich eine Linke formieren, so bringt das nicht nur Farbe in die festgefahrene Parteienlandschaft - diese wahlwerbenden Gruppierungen haben die Chance, all jene zur Stimmabgabe zu bewegen, die sich in den vergangenen Monaten angesichts des Dauerstreits vom politischen Geschehen abgewandt haben. Sie können genügend Mobilisierungskraft generieren und sich als wählbare Alternative entwickeln. Dinkhauser hat in Tirol gezeigt, dass er frustrierte ehemalige Nichtwähler wieder an die Urne bringen kann.
Allerdings ist die Zeit bis zum Urnengang für Dinkhauser und Co. knapp. Der Tiroler macht jedoch rasch Fortschritte, in ihren Regionen bekannte Personen wie den früheren burgenländischen FPÖ-Chef Wolfgang Rauter oder den oberösterreichischen Bauernvertreter Leo Steinbichler für seine Liste zu gewinnen. Es ist auch ein kluger Schachzug, wenn Dinkhauser in der Steiermark Gerhard Hirschmann umwirbt, der wie er selbst den Ruf eines VP-Rebellen genießt. Hirschmann ist bei der Landtagswahl 2005 in der Steiermark bereits mit einer Namensliste angetreten.
Für kleine Parteien ist nur diese Strategie erfolgversprechend: mangels Programm und Werbemittel auf Personen zu setzen. Das funktioniert von der kommunalen Ebene - siehe das auf Erich Kaltenegger zurückzuführende 6,33-Prozent-Ergebnis in Graz für die KPÖ 2005 - bis zur Bundespolitik. Deshalb kommt es beim Liberalen Forum darauf an, wen die Proponenten zur Spitzenkandidatur bewegen können: ob es eine Person ist, die für einen größeren Wählerkreis attraktiv ist und genügend Zugkraft hat. Das trifft nicht auf Alexander Zach zu.
Hans-Peter Martin hat wiederum damit zu kämpfen, dass Hans Dichands Kronen Zeitung wohl eher Werner Faymann und dessen neue kritische EU-Linie unterstützt.
Die FPÖ dagegen hat sich bisher als Sammelbecken der Unzufriedenen präsentiert, deren Repräsentanten gar nichts tun müssen, um auf Stimmenfang zu gehen. Das besorgen schon die beiden Koalitionäre. Dem BZÖ reicht ohnehin ein Grundmandat in Kärnten für den Wiedereinzug in den Nationalrat.
Die Grünen haben die vergangenen eineinhalb Jahre nicht genutzt, um sich als Alternative mit praktikablen Lösungsvorschlägen zu empfehlen. Mit ihrem Spitzenkandidaten Alexander Van der Bellen kommen sie genauso alt daher wie SPÖ und ÖVP.
Wie viele kleine Parteien kandidieren und welche Spitzenkandidaten sie aufbieten, ist entscheidend für den Wahlausgang und die Koalitionsbildung. Kleinere Gruppierungen können allen etablierten Parteien Stimmen wegnehmen. Sollten zehn Parteien antreten, kommen laut Umfragen ÖVP und SPÖ nur noch auf knapp über 20 Prozent. Der Begriff Volkspartei wäre obsolet.