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Riecht Rationalisierungspotenzial: Rechnungshofchef Moser.

Foto: APA/Techt
Schlag nach bei McKinsey: Der demnächst erwartete Rohbericht des Rechnungshofs könnte sich gut an den Vorschlägen der Unternehmensberater für den ORF orientieren. Kritik-Kandidat ist auch die TV-Information.

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Wien – Lang brauchte der Rechnungshof nicht nach Sparpotenzial auf dem Küniglberg zu suchen. Schon 2004 schlug Unternehmensberater McKinsey 270 Dienstposten und 27 Millionen Euro weniger vor. Umgesetzt nur zum Teil.

Stiftungsräte warnten intern 2004, der ORF wolle nur 40 Prozent der Ratschläge verwirklichen. Sie kritisierten, ein Sechstel von McKinseys Potenzial gehe auf fünf Vorschläge zurück, „die aus geschäftspolitischen Gründen nicht umgesetzt wurden“.

Alexander Wrabetz, damals Finanzdirektor und nun ORF-Chef, bestätigte als „größten Brocken“ den Vorschlag, den technischen Produktionsbetrieb auszulagern. Das aber fand die Geschäftsführung 2004 „nicht zielführend“.

Nun haben Wrabetz und Stiftungsratschef Pekarek bestätigt, dass der Rechnungshof Auslagerungen vorschlägt. Das Radio-Symphonieorchester geht der ORF schon an. Bestätigt ist auch, dass der Rechnungshof die ORF-Technik zu wenig ausgelastet sieht.

Die ORF-Technik ist mit 840 Vollzeitjobs die personalstärkste Direktion. Nur die Landesstudios haben mit 990 mehr. Nur: Darunter sind weitere 270 Techniker. So viele Programmmacher findet man schwer im ORF.

Klassengesellschaft ORF

Die Technik blieb 2003 von der flexibleren Arbeitszeit des neuen Kollektivvertrags verschont. Abseits der Technik zählt die neunte Dienststunde nun nicht als Überstunde. Wrabetz will dazu die zehnte. Die Ausnahmen für die Technik machen die Vielklassengesellschaft ORF noch komplizierter. Sie kennt ohnehin schon Anstellungen nach fünf verschiedenen Betriebsvereinbarungen und Kollektivverträgen (samt unterschiedlich ansehnlichen Zulagen). Ein interner Prüfbericht des ORF bemaß die Mehrkosten der Lohnverrechnung des ORF in Millionen Euro.

Wrabetz will das Zulagenwesen und andere Konditionen zumindest annähern. Wohl mit Unterstützung des Rechnungshofs: Insider gehen davon aus, dass zwei Drittel des Rohberichts, der dieser Tage auf dem Küniglberg erwartet wird, Wrabetz’ geplante Sparmaßnahmen stützen. In früheren Prüfungen stellte sich der Rechnungshof auch hinter Wünsche des ORF an die Politik. Da wären weniger Werbebeschränkungen. Oder dem ORF die Gebührenbefreiungen abzugelten. Das forderte der Rechnungshof schon 1988 (und bemängelte Kosten des Orchesters).

Von der Medienpolitik hat Wrabetz schon wegen der Neuwahl bis ins Jahr 2009 wenig zu erwarten. Die Wahl kann auch weniger freundliche Mehrheiten im ORF-Stiftungsrat bringen. 50 Millionen weniger Kosten, vor allem für Personal, nimmt sich Wrabetz, wie berichtet, für 2009 vor. Der Betriebsrat berät im August und kündigt einen „heißen Herbst“ an. Als Kritikpunkt des Rechnungshofs zeichnen sich auch höhere Kosten der Information ab, etwa für mehr Personal, Kauf und Wartung der millionenschweren Vidiwall. Teure Büroübersiedlung von Führungskräften etwas näher zum Newsroom wurde gestoppt. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 12.7.2008)