Nelson Mandela spricht weder über seine Gefühle noch über seine Geschäfte. Regina Strass-egger hat einen Film über den heute 90-jährigen südafrikanischen Expräsidenten gemacht. Sie porträtiert ihn als einen, der zu Vorwürfen schweigt, weil er sich nicht rechtfertigen muss. Der Subtext des Films "Mandela - Vision und Wirklichkeit" vermittelte am Freitag auf 3sat, Mandela sei mit Spendengeldern zumindest fahrlässig umgegangen. Klar ist, dass seit den 1990ern Millionen Dollar aus aller Welt an Mandelas Stiftungen und an ihn selbst geflossen sind. Dem Anspruch, Licht in die finanziellen Umstände zu bringen, wurde der Film aber nicht gerecht. Völlig unklar bleibt etwa, um welche Summen es sich handelt.

Dokumentiert wird aber, dass über "Mandela Art" bis 2005 angebliche Zeichnungen Mandelas verkauft wurden, die tatsächlich von einer jungen Künstlerin stammten. Mandelas langjähriger Anwalt Ismail Ayob, mit dem er schließlich gebrochen hat, sagt vor der Kamera: "Man kann nicht gegen Mutter Teresa gewinnen." Konkrete Beweise liefert er aber auch nicht.

Mandelas Freund, der Erzbischof Desmond Tutu meint, auch Nelson werde "verzärtelt", was verständlich sei, angesichts der Tatsache, dass er 27 Jahre im Gefängnis saß. Offen kritisiert Tutu, dass Mandela aus Loyalität zu Präsident Thabo Mbeki zur brutalen Diktatur des Robert Mugabe in Simbabwe schweigt. Interessant ist diese Loyalität Mandelas nicht nur, weil sie während der Apartheid überlebensnotwendig war, sondern auch weil sie sein Verhältnis zu Exfrau Winnie beschreibt. Zu sehen ist da ein Mann, der glaubt, an ihren Verfehlungen Mitschuld zu haben, einer also, der sich für schicksalsentscheidend hält. In diesen Momenten ist Mandela eine Ikone, die weiß, dass sie eine Ikone ist. (awö/DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.7.2008)