Nusa Dua – Indonesien hat am Dienstag den Bericht einer Wahrheitskommission zu den Menschenrechtsverletzungen in Osttimor im Jahr 1999 akzeptiert und damit Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestanden. Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und der osttimoresische Präsident José Ramos-Horta nahmen den Bericht in Nusa Dua auf der Insel Bali offiziell entgegen. "Wir können die Vergangenheit nicht begraben" , sagte Susilo. Er bat aber die Bevölkerung von Osttimor nicht um Verzeihung.

Der Bericht, dem dreijährige Nachforschungen zugrunde liegen, wirft Indonesien und proindonesischen Milizen schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Demnach waren Besatzungstruppen, Polizei und Regierung Indonesiens an Verbrechen wie Mord, Vertreibung und Vergewaltigung beteiligt.

Die "Kommission für Wahrheit und Freundschaft" war von der indonesischen und der osttimoresischen Regierung gemeinsam eingesetzt worden. Osttimor stand ein Vierteljahrhundert unter indonesischer Okkupation. Die Besatzungsarmee machte sich schwerster Menschenrechtsverstöße an der überwiegend christlichen Bevölkerung des vormaligen portugiesischen Überseeterritoriums schuldig und zerstörte nach UN-Angaben die Infrastruktur zu mehr als 80 Prozent.

Erst nach dem Zusammenbruch der Suharto-Diktatur in Jakarta einigten sich Indonesien und Portugal unter UN-Vermittlung auf ein Selbstbestimmungsreferendum in Osttimor im August 1999, doch die Besatzungsarmee und proindonesische Milizen überzogen daraufhin die Inselhälfte mit einer Welle der Gewalt. Etwa 250.000 Osttimoresen mussten fliehen. Eine multinationale Eingreiftruppe unter australischem Kommando setzte dem Morden ein Ende. Im Mai 2002 wurde Osttimor nach einer UN-Übergangsverwaltung souverän. (AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 16.7.2008)