52 Grad Celsius hat es im Sommer im Gebiet von Germian (östlich von Kirkuk) im Nordirak. Die Bevölkerung muss von den bis zu zehn Kilometer entfernten Brunnen und Bächen Wasser holen - eine alltägliche Monsteranstrengung, die vor allem von Frauen und Kindern ausgeführt wird. Brunnen und Bewässerungsanlagen wurden völlig zerstört - eine von vielen lebensbedrohenden Folgen der Vernichtungsoffensive der irakischen Regierung gegen das kurdische Volk. Kurz zur Geschichte: 1988 wurden tausende KurdInnen durch Giftgasangriffe getötet, 300.000 wurden verschleppt - sie gelten bis heute als vermisst. 1991 wurden während des Golfkrieges Dörfer und Städte in Germian auf Befehl von Saddam Hussein zerstört und die Bevölkerung vertrieben oder getötet. Nach dem Ende des Golfkrieges wurde zum Schutz der KurdInnen im Norden des Landes von der UNO eine sogenannte Schutzzone eingerichtet, die ungefähr die Regionen Dahuk, Arbil, Sulaymaniyah umfasst. Faktisch befinden sich also seit April 1991 Teile des Nordirak unter kurdischer Kontrolle, aber die irakische Zentralregierung hat ihren Rechtsanspruch auf das Territorium nicht aufgegeben. Der Status Quo kurdischer Selbstverwaltung wurde niemals völkerrechtlich festgeschrieben. Ebenso wenig gibt es international verbindliche Schutzzusicherungen für die KurdInnen. Die Flugverbotszone nördlich des 36. Breitengrades richtet sich ausschließlich gegen irakische Flugzeuge und Flugabwehrbatterien, nicht gegen Bodentruppen und umfasst lediglich einen Teil des kurdisch kontrollierten Gebietes. 1996 wurde Kurdistan bombardiert und es kam erneut zu verheerenden Zerstörungen. Und auch heute noch werden kurdische Familien vom irakischen Militär und Geheimdienst durch systematische Gewalt unter anderem aus Kirkuk (Hauptstadt von Germian, die außerhalb der von den Kurden autonom verwalteten Zone liegt) vertrieben. Wirtschaftlich völlig zerstörte Region Zwar liegen die meisten Dörfer und Städte Germians auf autonomen kurdischem Territorium (irakisch Kurdistan), doch aufgrund der ungünstigen geographischen und politischen Lage Germians war es bis jetzt nicht möglich, die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Nach wie vor gibt es in Germian zerstörte Häuser, keine Elektrizität, keine befahrbaren Straßen und keine Bewässerungsanlagen. Es fehlen auch Schulen und Spitäler. In den vom UNHCR errichteten Kollektivsiedlungen herrscht bitteres Elend, rund 4000 Waisenkinder sind unversorgt zurückgeblieben. Hitze und Wassermangel stellen vor allem für Kinder und ältere Menschen eine enorme Belastung dar (Germian heißt auf deutsch: dort wo es heiß ist). Die medizinische Versorgung der Menschen ist nicht ausreichend gewährleistet. Kranke und Alte müssen oft tagelange Anreisen zu den nächstgelegenen Spitälern auf sich nehmen und riskieren dort, aufgrund des großen Andrangs, abgewiesen zu werden. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, besonders Frauen und junge Menschen haben kaum Chancen Arbeit zu finden. Hoffnungslosigkeit und fehlende Zukunftsperspektiven erschweren das Leben zusätzlich. Hilfe zur Selbsthilfe Die in Wien beheimatete kurdische Kulturvereinigung Jarestan hat nun ein Projekt ausgearbeitet ("Österreicher helfen Kurden - Hilfe zur Selbsthilfe"), um die Menschen aus Germian beim Aufbau einer neuen, lebenswichtigen Infrastruktur zu unterstützen. Neben Brunnen- und Bewässerungsanlagen, Schulen, Waisenhäusern und Gesundheitszentren sollen auch Arbeitsparks für Frauen errichtet werden. "Die Arbeitslosigkeit vor allem unter den Frauen ist enorm", berichtet Aram Cakey, der Obmann des Vereins Jarestan. Deshalb sollen Nähmaschinen und Webstühle zum Knüpfen von Teppichen angekauft werden, um den Frauen Beschäftigung zu bieten, bei der sie auch Geld verdienen können. "In der Stadt Sulaymaniyah sind solche Teppichknüpfereien bei den Frauen sehr beliebt", so Cakey. "Wichtig ist uns auch, dass die Menschen dort merken, dass es doch so etwas wie internationale Solidarität gibt - das könnte ihnen ein bisschen über ihre Verzweiflung hinweg helfen", meint Aram Cakey, der selbst 1991 aus dem Irak nach Österreich geflohen ist, hier um politisches Asyl angesucht hat und seit acht Jahren als anerkannter Flüchtling in Wien lebt und arbeitet. Zur Umsetzung der geplanten Projekte in Germian fehlt es natürlich an Geld. Spenden sind willkommen: BAWAG BLZ 14000 Kontonummer 06410 665 113 Informationen zum Projekt "Österreicher helfen Kurden" gibt es unter Tel. 408 42 10/14 oder 0667/603 14 50 (Aram Cakey) (Astrid Kasparek)