Den Studiengängen Biologie an der Uni Salzburg und Sinologie in Wien steht ein spannender Herbst bevor: Ab sofort kann dort kein Diplom-Studium mehr begonnen werden. Beide Institute starten mit Oktober 2000 das Bakkalaureat (Bak): als Erste in Österreich. Die neue Studienform ist vor allem für vorzeitige Uni-Abgänger und Teilzeitstudenten eine Alternative, da die zeitfressende Diplomarbeit auf ein eventuell nachfolgendes Magister/Magistra-Studium verlagert wird. Das Bak schließt mit dem akademischen Grad "Bakkalaurea/ reus" ab, sobald man alle Prüfungs-"Scheine" beisammen hat. "Viele unserer Studenten brechen vor der Diplomarbeit ab und gehen in gut bezahlte Jobs. Mit dem Bakkalaureat haben sie jetzt die Möglichkeit eines Abschlusses", freut sich Erich Pilz, Vorstand des Instituts für Ostasienwissenschaften. Der Hintergrund des Bakkalaureats ist paneuropäisch: Mit der Bologna-Deklaration vom 19. Juni 1999 haben sich Europas Bildungsminister für eine intensivere Zusammenarbeit auf dem Hochschulsektor ausgesprochen, was auch die Harmonisierung der Universitätssysteme vorsieht. Heimische Bildungsexperten erwarten sich vom Bak vor allem eine Verkürzung der Studiendauer und bessere Berufschancen für Absolventen: "Jeder Antrag um Einführung eines Bak-Studiums wird vom Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen geprüft, ob überhaupt ein potenzielles Interesse am Arbeitsmarkt besteht", erklärt Friedrich Faulhammer, Leiter der Abteilung für Studienrecht im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Kein Schmalspur-Diplom Relevant für den Erfolg der Bak-Studien werden vor allem Aufbau und Inhalte sein. "Wir müssen uns für die Konzepte viel Zeit nehmen und Qualität liefern - es darf auf keinen Fall nur ein Schmalspur-Diplom daraus werden", warnt Hochschulforscherin Ada Pellert. Nicht alle Studienkommissionen in Österreich können sich derzeit mit dem Bakkalaureat anfreunden. Es wird also in den nächsten Jahren zu einem bunten Ausbildungsmix an den Unis kommen. Bak-Anwärter gibt es jedenfalls genug: Die WU Wien etwa plant ab 2001/2002 die neue Studienrichtung Wirt schaftsinformatik sowie die angewandte Betriebswirtschaft nach dem dreistufigen System; dazu wird ein Praxisjahr zwischen Bak und Magisterium empfohlen. Bis 2010 will man das dreistufige Hochschulsystem flächendeckend in ganz Österreich verbreiten. Heiße Diskussionen wird es noch mit den Fachhochschulen geben: Ihnen ist es nämlich derzeit nicht erlaubt, Bakkalaureats-studien einzuführen. ( Isabella Lechner )