Wien - "Erzkonservative Politik unter dem alten Slogan 'Frauen zurück an den Herd'" hat ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Csörgits am Dienstag der Regierung vorgeworfen. Anlass war eine von den Expertinnen und Frauenbeauftragten der Arbeiterkammer (AK), des ÖGB und des Arbeitsmarktservice (AMS) veranstalteten Tagung. Unter dem plakativ-mehrdeutigen Titel "Wo bleibt die Marie?" wurden Ursachen und mögliche Auswege aus der Einkommensschere zwischen Frauen und Männern diskutiert. 18 Prozent niedrigeres Einstiegseinkommen Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie der AK Wien kritisierte, dass Frauen trotz gleicher Qualifikation häufig unter ihrem Niveau beschäftigt und Männer in der Praxis nach wie vor besser entlohnt würden. Schon beim Berufseinstieg werde Frauen in vielen Fällen ein im Durchschnitt um 18 Prozent niedrigeres Einkommen angeboten, als Männern. ÖGB-Csörgits kritisierte, dass nur elf Prozent der Frauen in führenden Positionen seien, und bei innerbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen "immer noch diskriminiert" würden. Vorurteile bleiben Vorurteile hielten sich weiterhin hartnäckig, vor allem in Bezug auf Leistungsstärke und Familiengründung, so Csörgits. Vor allem durch die Einsparungen bei den Kindergärten und der Ausweitung des Karenzurlaubes würde die Entscheidungsfreiheit der Frauen beeinträchtigen und den Druck auf sie erhöhen. Diese Regierung sei "ein Rückschritt für die Frauen". Zukunftsberufe Die AK forderte Maßnahmen zur Beseitigung von Ungleichheiten. Frauen sollten zur Wahl von "Zukunftsberufen" ermuntert werden und bei der Durchsetzung von angemessenen Gehaltsvorstellungen Unterstützung erhalten. Die Beratungseinrichtungen für Mädchen sollten ausgebaut werden, Transparenz bei Einkommen geschaffen und öffentliche Förderungen an die Verwirklichung der Chancengleichheit im Unternehmen gekoppelt werden. Csörgits sprach sich für die Verkürzung der Karenzzeit, für den Ausbau "familienergänzender Einrichtungen" und für Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und Väter aus. (APA)