Maastricht - Menschen entwickeln die Fähigkeit, sich zu erinnern und zu lernen bereits vor der Geburt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Universitätsklinik Maastricht in ihrem Beitrag für die Fachzeitschrift Lancet . Das Team um Cathelijne van Heteren konnte zeigen, dass Ungeborene auf wiederkehrende akustische Reize zunehmend schwächere und schließlich gar keine Reaktionen mehr zeigen. Diese Gewöhnungseffekte, so glauben die Forscher, setzen die Fähigkeit zur Erinnerung und zum Lernen voraus. Zwar lieferten frühere Studien schon Hinweise darauf, dass Ungeborene akustische Reize im Gedächtnis behalten können, diese Untersuchungen wurden aber immer mit Neugeborenen durchgeführt und lieferten daher nur indirekte Beweise für die Lernfähigkeit während der Schwangerschaft. In der nun vorgestellten Studie beobachteten die Wissenschaftler die Reaktion von Föten zwischen der 37. bis zur 40. Schwangerschaftswoche auf akustische Reize so lange, bis die Ungeborenen nicht mehr durch spontane Arm- oder Beinbewegung auf den Reiz reagierten. Nach zehn Minuten und nach 24 Stunden wurde der Test wiederholt. Dabei fanden die Forscher heraus, dass sich die Embryos bei der ersten Wiederholung viel schneller an das Reizereignis gewöhnten als am Ausgangspunkt und dass dieser Gewöhnungseffekt am darauffolgenden Tag noch immer erkennbar war. Cathelijne van Heteren schließt daraus, dass sich Ungeborene an erlebte Reizereignisse erinnern können. "Bereits im Mutterleib erstreckt sich das Kurzzeitgedächtnis auf mindestens zehn Minuten und das Langzeitgedächtnis auf mindestens 24 Stunden." Allerdings, schränkt die Forscherin ein, reicht ein Reiz alleine nicht aus, um die Fähigkeit zur Reizerkennung zu etablieren. (pte)