Wien - Der AUA-Vorstand und das dafür engagierte Beratungsunternehmen Roland Berger arbeiten weiter an einer neuen Konzernstruktur für die drei heimischen Airlines. Erklärtes Ziel der AUA-Vorstände Herbert Bammer und Mario Rehulka ist es, zentrale Entscheidungen und ein Durchgriffsrecht auf die Töchter zu haben. Den Grund für eine Neuregelung der Gruppe (inklusive Tyrolean und Lauda Air), erklärte der AUA-Vorstand den Mitarbeitern jüngst in einer Hausmitteilung: "Während dieses Jahres mussten wir feststellen, dass unsere Partner nicht das erforderliche Maß an Gruppeninteressen aufbrachten und wirtschaftlich eindeutig begründete Maßnahmen verzögerten oder verhinderten."

Damit ist klar, dass der lose Verbund, in dem sich Tyrolean und Lauda bisher sehr wohl fühlten und eine straffere Führung stets torpedierten, keine Zukunft mehr hat. Die klassische Holding-Lösung für die AUA-Gruppe mit drei selbstständigen Töchtern dürfte mittlerweile vom Tisch sein. Sie bietet der AUA zu wenig Durchgriffsrecht. Wahrscheinlicher scheint zurzeit die Errichtung eines "Mutterhauses", in dem die in der Luftfahrt wichtigsten Entscheidungen wie Streckengestaltung und Einkauf fallen - mit drei Tochtergesellschaften, in denen die Piloten und Fluglotsen verbleiben. Damit würden Kernkompetenzen aller Gesellschaften zum Mutterhaus wandern.

Diese Konstruktion würde das Problem der unterschiedlichen Kollektivverträge der drei Fluglinien lösen, die vor allem beim Flugpersonal erhebliche Unterschiede aufweisen. Ein ähnliches Konstrukt betreibt die Lufthansa mit ihrer Regionalflugtochter Lufthansa City Line.

Die AUA hält 100 Prozent an der Tyrolean und 36 Prozent an der Lauda Air, über eine bestehende Put-Call-Option könnte sie im Juli 2001 weitere 23 Prozent der Lauda-Air-Anteile von der Lauda Privatstiftung übernehmen und würde damit die Mehrheit halten. Für die anstehende Neustrukturierung könnte die Ausübung der Option vorgezogen werden.

Verträge

"An den Strukturen der AUA-Gruppe muss sich auf jeden Fall was ändern, weil wir nicht effizient genug arbeiten", sagte Bammer. Gleichzeitig stellte er klar, dass die beiden Vorstandsverträge bis Ende Juni 2003 laufen. "Wir beabsichtigen nicht, vorzeitig aus dieser Verantwortung auszuscheiden, weil wir bereits bewiesen haben, dass wir ein Unternehmen, das sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befindet, restrukturieren können". Laufende Synergien hätten bereits eine Mrd. S (72,7 Mio. EURO) gebracht, eine Fusion brächte zusätzliches Potenzial von 700 bis 800 Mio. S.

Während die AUA-Gruppe mit Tyrolean heuer positiv bilanzieren, drohen der Lauda Air ohne Gegenmaßnahmen knapp 700 Mio. S Verlust. "Wir müssen die wirtschaftlichen Ergebnisse der Airlines rasch verbessern", so Bammer. Eine tragfähige Struktur für die 8000 Mitarbeiter der AUA-Gruppe müsse es ermöglichen, die Arbeitsplätze zu erhalten.

Zuletzt war eine Polit-Debatte über die künftigen Chefs der AUA-Neu entstanden, wobei sich die FPÖ für Niki Lauda stark gemacht hatte. Ihm droht nämlich der Entzug der Fluglizenz, wenn die Eigenmittel zehn Prozent der Bilanzsumme unterschreiten. Der Verkehrsminister will das aber nicht zulassen. (cr/APA/DER STANDARD, Printausgabe, 5.10.2000)