Der US-Medienkonzern Time-Warner und die britische Musik-Gruppe EMI haben ihre Pläne, zum größten Musikkonzern der Welt zu fusionieren, zunächst zurück gezogen. Die Gespräche zwischen den Konzernen werden hingegen fortgesetzt. Erwartungsgemäß tritt damit wieder einmal Bertelsmann auf den Plan. Die alte Vereinbarung über die Fusion von EMI mit der Musiksparte von Time Warner sei annulliert und der Antrag auf die Genehmigung des Vorhabens durch die Europäische Kommission zurückgezogen worden, teilte EMI am Donnerstag in London mit. "Der Rückzug des Antrags gibt uns mehr Zeit, um die Bedenken der Aufsichtsbehörden zu zerstreuen und Lösungen in Europa und den USA zu finden", begründete EMI-Chef Eric Nicoli am Donnerstag. Gespräche werden fortgeführt Beide Unternehmen führten weiterhin Gespräche, "um zu versuchen, eine Verbindung zu schaffen, die von allen Seiten akzeptiert werden kann", sagten sowohl Nicoli als auch Time-Warner-Präsident Richard Parsons. Nicoli sagte, er sei weiter davon überzeugt, dass ein Joint Venture von EMI und Time-Warner für die Aktionäre und die Künstler sinnvoll sei. EMI und Time Warner wollten ihr Musikgeschäft zu einem gemeinsamen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als acht Mrd. Dollar (9,16 Mrd. Euro/126,1 Mrd. S) zusammenlegen. Der neue Musikgigant sollte Weltstars wie Madonna, Eric Clapton, und Phil Collins (Warner) sowie die Spice Girls oder die Beatles (EMI) vermarkten. Konzept unzureichend Die Unternehmen hatten in den vergangenen Tagen Verpflichtungen vorgelegt, um grünes Licht vor der Kommission zu erhalten, die aber offenbar nicht ausreichten. Die Bedenken der Kommission fußten auf Befürchtungen, dass nach der Bildung des Unternehmens Warner EMI Music nur noch vier statt bisher fünf große Plattenfirmen existieren und diese gemeinsam den Markt beherrschen würden. Beim Musikvertrieb würde EMI/Time Warner über die bei weitem höchste Anzahl von Rechten (Copyrights) verfügen, hatte die Kommission bei der Aufnahme der ausführlichen Prüfung des Vorhabens im Juni erklärt. Es gebe zudem deutliche Hinweise darauf, dass das geplante Unternehmen den Musikvertrieb im Internet dominieren würde. Die EU-Kommission in Brüssel setzte am Donnerstag die laufende Prüfung der Fusion von EMI/Time Warner aus. Dagegen werden die weiter gehenden Fusionspläne von Time-Warner und America Online (AOL) noch bis zum 24. Oktober untersucht - mit deutlich besseren Chancen seit dem Adieu zu EMI. Bertelsmann prüft Zusammenschluss mit EMI, sagt die "FAZ" Bertelsmann prüft einem Zeitungsbericht zufolge einen Zusammenschluss seiner Tochtergesellschaft BMG mit dem britischen Musikkonzern EMI Group plc. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" nicht ganz überraschend in ihrer Freitagausgabe unter Berufung auf gut informierte Industriekreise berichtet, erwägt der Gütersloher Konzern den Zusammenschluss, nachdem EMI und die amerikanische Time Warner ihre Fusionspläne am Donnerstag vorerst auf Eis gelegt hatten. Bertelsmann habe sich das Ziel gesetzt, die weltweite Nummer eins im Musikgeschäft zu werden und erwäge dazu auch den Weg von Fusionen und Übernahmen, hieß es. Bertelsmann-Pressesprecher Manfred Harnischfeger lehnte am Donnerstagabend eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. "Wir nehmen zu Spekulationen dieser Art keine Stellung", sagte Harnischfeger. EMI und die amerikanische Warner Music hatten nach harten Verhandlungen mit der EU-Kommission am Donnerstag ihren Plan aufgegeben, zum größten Musikunternehmen der Welt zu fusionieren. EMI und Warner Music halten aber eine Fusion für sinnvoll und arbeiten nach eigenen Angaben deswegen an einem neuen Plan, der auch für die Kartellbehörden akzeptabel ist. (APA/Reuters)