Der schwerwiegende Expertenmangel in der Computerbranche wird auch auf längere Sicht den Hochtechnologieunternehmen zu schaffen machen und das Wachstum bremsen. Das sagten am Mittwoch übereinstimmend Fachleute auf dem 5. Deutschen Internet-Kongress in Karlsruhe. Würden derzeit europaweit noch 500.000 Experten wie Softwareentwickler und Netzwerk- Administratoren zusätzlich gesucht, werde das Defizit in drei Jahren bereits auf bis zu 2,1 Millionen geschätzt, sagte Ralf Bultschnieder, Vorstand der Personalberatung PKO International Consulting. In Deutschland beenden derzeit lediglich 7.000 Informatiker pro Jahr ein Studium, berichtete Staatssekretär Siegmar Mosdorf (SPD) vom Bundeswirtschaftsministerium auf dem Kongress. Das entspreche gerade dem Jahresbedarf der Technologiefirmen Siemens, SAP und Intershop eines Jahres. "Wir werden diese Lücke nicht schließen können, wenn wir nicht offen sind", sagte Mosdorf mit Blick auf die Einstellung von ausländischen Fachkräften über die Green Card-Regelung der Bundesregierung. "Wir brauchen internationale Profis". Bislang seien 2 000 Green Cards ausgegeben worden, mindestens 70 000 Fachleute werden nach Branchenschätzungen aber gesucht. Über die so genannte Green Card sollen in zwei Schritten bis zu 20 000 Experten aus Nicht-EU-Ländern in Deutschland arbeiten dürfen. Mit der Green Card habe Deutschland ein "Fenster geöffnet". In den USA hatte erst am Dienstag der Senat beschlossen, in den kommenden sechs Jahren bis zu 600.000 Spezialisten zusätzlich die Arbeit in den USA zu ermöglichen. Das zeige das weltweite Defizit in der ganzen Branche, sagte Mosdorf. Nach den Worten des Fach-Journalisten der US-Zeitschrift "Computerworld", Mark Mall, wird in den USA der Mangel an Arbeitskräften auf zwischen 600.000 und drei Millionen geschätzt, sagte. Das werde sich kurzfristig weltweit nicht beheben lassen, sagte er in Karlsruhe. Die Regierung will nach den Worten Mosdorfs weiter eine Doppelstrategie aus Green Card und verstärkter Ausbildung fahren. Wie Personalberater Bultschnieder sagte, sei der Mangel jedoch keine Krise der gesamten Internet-Industrie. Vielmehr würden in diesem stark boomenden Wirtschaftszweig sehr spezialisierte Mitarbeiter gesucht. Das betreffe vor allem Softwareentwickler, die die Programmiersprache Java und das Datenbanksystem Oracle beherrschten und Kenntnisse des Betriebssystems Unix besäßen. (APA/dpa)