Wien - Die Senkung der Nettoersatzraten von 56% auf 53% trifft mindestens 60% der Arbeitslosen- und NotstandshilfebezieherInnen. Der Rest erhält gleich viel oder mehr. "Ganz unten" wird aber weiter gestrichen, rechnet Martin Schenk, Sozialexperte und Mitinitiator der "Armutskonferenz", an einem typischen Fall aus der Sozialberatung vor: Eine Frau mit zwei Kindern erhielt bisher 4077 Schilling Arbeitslosenunterstützung inklusive Familienzuschläge. Jetzt wird ihre Leistung auf 3843 Schilling gekürzt. Bei drei Kindern erhielt sie bisher 4.740 Schilling. Das ist eine Kürzung um 900 Schilling. Bei 7000 brutto und drei Kindern wird ihr das Arbeitslosengeld von 5817 Auf 5.380 Schilling gekürzt. Kein Ruhmesblatt für Österreich "Die durchschnittlichen Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung sind seit Anfang der 90er real um mehr als 7% gesunken. Im internationalen Vergleich liegt Österreich mit einem Aufwand von 1,7% des BIP am unteren Rand der Statistik vergleichbarer Länder", zitiert Schenk den ExpertInnenbericht. Sozial besonders heldenhaft ist die Umverteilung innerhalb des unteren Einkommensviertels nicht. Laut WIFO-Verteilungsstudie kommen die Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung, dem Pflegegeld und alle Bezüge, die mit Geburt oder jüngeren Kindern zu tun haben, am stärksten den Armen zu Gute. Es ist auch schwer zu verstehen, dass die großen Überschüsse des Arbeitslosenversicherungsfonds nicht für die Betroffenen zur Verfügung stehen, sondern für das Budget abgezweigt werden. Mit der Senkung der Nettoersatzrate auf 53% und dem Abschöpfen des Fonds ist in der Arbeitslosenversicherung doppelt abgeräumt worden. (red)