Wien - Die heute erfolgte Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) um 0,25 Prozentpunkte war für den Jahresverlauf an den Märkten bereits eingepreist, lediglich der Zeitpunkt kam etwas überraschend, so der Grundtenor heimischer Zinsexperten nach dem EZB-Zinsschritt. Die EZB habe bei der Zinserhöhung vor allem den Euro und die Inflationsseite im Auge gehabt, größere Auswirkungen auf die Konjunkturentwicklung seien jedoch nicht zu erwarten. "Die EZB sieht die europäische Konjunktur wohl als so robust an, dass sie diesen Schritt verträgt", meinte Bank Austria-Chefvolkswirtin Marianne Kager in einer ersten Reaktion. Eine Abschwächung der Konjunkturdynamik im ersten Quartal 2001 sei ohnedies bereits erwartet, der Zinsschritt werde diese Tendenz lediglich leicht verstärken. RZB: keine bremsenden Effekte Auch die Raiffeisen Zentralbank (RZB) erwartet keine bremsenden Effekte für die Konjunktur. "Der Zinsschritt wird niemand in seinen Ertragserwartungen und Investitionsentscheidungen beeinflussen", meinte ein RZB-Experte. Viel wichtiger sei derzeit die Entwicklung des Euro. Und für diesen seien von dem Zinsschritt positive Impulse zu erwarten, wie Experten der Erste Bank meinten. "Wenn es bei diesem Zinsschritt bleibt sind keine negativen Auswirkungen für die Konjunktur zu erwarten", konstatierte Erste Bank-Expertin Veronika Lammer. Der Zeitpunkt der Erhöhung habe sie aber "sehr überrascht". Nach der Überraschung vom heutigen Donnerstag dürften weitere Zinserhöhungen nun aber vorerst vom Tisch sein. Lammer sieht für das Jahr 2000 keinen Zinsschritt der EZB mehr, die RZB erwartet lediglich einen weiteren kleinen Schritt von 25 Basispunkten gegen Jahresende. (APA)