Salzburg - Am Dürrnberg bei Hallein wurden am Mittwoch nicht nur die Überreste eines eingestürzten mittelalterlichen Salzbergwerkstollens gefunden, sondern auch der darin zu Tode gekommene Bergknappe. "Wenn Sie so wollen, haben wir den 'Mann im Salz' gefunden", kommentierte der Archäologe und Leiter des Forschungszentrums Dürrnberg, Kurt Zeller den Sensationsfund: "Gräber findet man immer wieder, aber gestern ist die Sensation schlechthin passiert, es ist fast so wie der inländische Ötzi."

Inspiration für Ganghofer

Der Bergmann war laut Zeller "ein Mann im besten Alter, ungefähr 25 bis 30 Jahre alt". Über Bekleidung und Schuhwerk lässt sich nichts sagen, davon war nichts mehr übrig. Mit einer Ausnahme: Der Mann trug einen Hut aus Birkenrinde.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wusste die Chronik zwei praktisch gleichartige Vorfälle zu schildern: 1547 und dann noch einmal 1616 soll jeweils eine Bergmannsleiche entdeckt worden sein. Die makabren Funde wurden der Überlieferung zufolge seinerzeit "ausgestellt", der Nachwelt erhalten blieb davon freilich nichts. Außer vielleicht einem Mythos: Der Schriftsteller Ludwig Ganghofer ließ sich von der Chronik zu seinem Roman "Der Mann im Salz" inspirieren.

Großes Grubenunglück und zwischen 1100 und 1500

Bei Bodenaushubarbeiten am Dürrnberg stießen die Bagger in etwa viereinhalb Metern Tiefe auf das vollständige Skelett eines in der Grube verunglückten Bergmannes. Der Arbeiter war offensichtlich von den Stützbalken des einstürzenden Stollens erschlagen worden.

Mutmaßlicher Zeitpunkt des Grubenunglücks: "Zwischen 1100 und 1500, ganz genau können wir das erst sagen, wenn wir die Hölzer untersucht haben", erklärte Zeller. Seiner Ansicht nach muss es außerdem "ein großes Grubenunglück gewesen sein, sonst hätte man den Bergmann geborgen".

Vermutlich ein Protestant

Der Forschungsleiter war gestern sofort an Ort und Stelle, hat den Fund dokumentiert, die Stelle vermessen und die sterblichen Überreste des mittelalterlichen Bergmannes in das Halleiner Keltenmuseum schaffen lassen. Dort liegt das Skelett nun gut verwahrt für diverse anthropoligische Untersuchungen.

Versuchen wollen die Wissenschafter auch eine DNA-Analyse, um so vielleicht Rückschlüsse auf die mittelalterliche Bevölkerung ziehen zu können. Freilich: Viele Nachfahren gibt es nicht mehr, handelte es sich doch bei den damaligen Bewohnern am Dürrnberg großteils um Protestanten und die wurden bekanntlich 1732 vertrieben. (APA)