New York - Monatelang litt Donna Bender unter Hitzewallungen, nächtlichen Schwitzattacken und zunehmender Vergesslichkeit. Die Berufsberaterin an der San Jose State University verlor Einkaufslisten, verlegte ihre Geldbörse zwei Mal pro Woche und weinte, wenn es im Supermarkt keinen Tunfisch mehr gab. Die Diagnose der ÄrztInnen war eindeutig: Die 51-Jährige litt unter den Wechseljahren. Erst mit einer Hormonersatztherapie konnte ihr geholfen werden. Ist die Einnahme synthetischer Östrogene für Frauen in der Menopause ein Segen oder ein Fluch? Seit Jahrzehnten streiten WissenschafterInnen über Nutzen und Gefahren dieser Behandlung. Viele Studien widersprechen sich. Doch die Mehrheit der MedizinerInnen hält die Ersatztherapie für hilfreich und risikoarm. In den USA läuft derzeit eine der weltweit größten Untersuchungen, die die drängendsten Fragen ein für alle Mal beantworten soll: Erhöhen die künstliche Hormone die Brustkrebsgefahr? Nutzen oder schaden sie dem Herzen? Schützen sie vor Gedächtnisstörungen und beugen sie dem Knochenschwund vor? Keine endgültigen Beweise "Alles, was Menschen über Hormone zu wissen glauben, ist niemals endgültig bewiesen worden", sagt Marcia Stefanick von der amerikanischen Women's Health Initiative. Normalerweise tritt die letzte Regelblutung, medizinisch Menopause genannt, bei Frauen im 50. bis 54. Lebensjahr ein. In diesem Alter hören die Eierstöcke auf, die Sexualhormone Östrogen und Progesteron zu produzieren, die den Menstruationszyklus regulieren und den Körper auf eine Schwangerschaft vorbereiten. Wenn der Hormonspiegel sinkt, leiden viele Frauen unter Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, Herzrasen, Müdigkeit, Reizbarkeit und Depressionen. Auch Knochenschwund kann eine Folge sein. "Diese ganze Geschichte ist viel verwirrender, als ich gedacht habe", sagt Stefanick. Sie ist Medizinprofessorin an der Stanford University, eine von 40 Zentren in den USA, die an der Studie beteiligt sind. An der Untersuchung, die 1993 gestartet wurde, nehmen mehr als 27.000 Frauen aus allen Regionen der USA teil. Mit verwertbaren Ergebnissen wird im Jahr 2005 gerechnet. Was fest steht Fest steht bisher: Natürliches Östrogen hält die Gehirnzellen intakt, nutzt dem Herzen, indem es den Cholesterinspiegel auf einem gesunden Niveau reguliert, und sichert die Versorgung der Knochen mit Kalzium. Darüber hinaus sorgt das Hormon für ein straffes Brustgewebe und für ausreichend Feuchtigkeit im Vaginalbereich. Doch so klar die Faktenlage bei den natürlichen Hormonen ist, so unsicher ist sich die Wissenschaft, ob mit einer Ersatztherapie tatsächlich die Hormonlücke in den Wechseljahren gefüllt werden kann. Unstrittig ist bisher der Einsatz künstlichen Östrogens zur Behandlung von Osteoporose, Hitzewallungen und vaginaler Trockenheit. Viele ExpertInnen raten aber davon ab, die synthetischen Hormone auch gegen andere Symptome der Wechseljahre wie Stimmungsschwankungen, Depressionen und Vergesslichkeit zu nehmen - obwohl zahlreiche Frauen berichten, dass ihnen damit geholfen wurde. Es gibt Studien, denen zufolge Patientinnen, die sich der Hormonersatztherapie unterziehen, seltener unter Alzheimer leiden. Doch eine jüngst veröffentlichte Untersuchung stellte keinen Einfluss der künstlichen Östrogene auf Frauen fest, die bereits unter der unheilbaren Gedächtnisstörung leiden. Einfluss auf Gefahr von Herzerkrankungen ebenso unklar Unklar ist auch, inwieweit die Ersatztherapie die in der Menopause wegen des Östrogenrückgangs wachsende Gefahr von Herzerkrankungen mindert. Lange Zeit gingen MedizinerInnen davon aus, dass auch künstliches Östrogen den Cholesterinspiegel reguliert und so das Herz schützt. Nach einer neueren Studie kann der Hormonersatz aber zumindest bei Frauen, die bereits unter Herzkrankheiten leiden, eine Herzattacke nicht verhindern. Noch nicht endgültig geklärt ist auch, inwieweit das künstliche Östrogen das Wachstum bösartiger Zellen fördert und damit Einfluss auf die Entstehung von Brustkrebs hat. Viele ÄrztInnen gehen aber davon aus, dass es keinen solchen Zusammenhang gibt. Informationen im Internet (AP/Lindsey Tanner)