Paris/Moskau - Der Präsident des Haager Kriegsverbrechertribunals, Claude Jorda, hat nach dem Amtsverzicht des bisherigen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic seine Auslieferung gefordert. In Paris sagte Jorda am Samstag, es blieben nur zwei Möglichkeiten - entweder Milosevic stelle sich selbst, oder er werde verhaftet und nach Den Haag überstellt. Eine Verhandlung in Abwesenheit sei in den Statuten des Gerichts nicht vorgesehen. Gegen Milosevic sind internationale Haftbefehle wegen der Gräuel im Kosovo-Krieg ausgestellt worden. Mutmaßliche Kriegsverbrecher in Belgrad vermutet Nach Einschätzung eines Sprechers der Haager Chefanklägerin Carla del Ponte sind nach dem Volksaufstand, der Milosevic zu Fall brachte, die Chancen gewachsen, dass die 26 Angeklagten tatsächlich dem Kriegsverbrecherprozess zugeführt werden. Sehr wahrscheinlich hielten sich die Gesuchten in Serbien, womöglich sogar in der Hauptstadt Belgrad auf, sagte der Sprecher. Auf der Fahndungsliste stehen auch der ehemalige Präsident der bosnischen Serben-Republik Radovan Karadzic und sein Militär-Chef, General Ratko Mladic, den das Tribunal unter anderem für das Massaker an den bosnischen Moslems von Srebrenica verantwortlich macht. Milosevic-Nachfolger Vojislav Kostunica hatte bereits vor seiner erfolgreichen Wahl am 24. September gesagt, dass er nicht daran denke, Milosevic auszuliefern. Der russische Außenminister Igor Iwanow, der noch am Freitag, kurz vor dem öffentlichen Bekenntnis Milosevics zu seiner Wahlniederlage, mit Milosevic gesprochen hatte, teilte am Samstag mit, die persönliche Zukunft Milosevics sei kein Thema bei dieser Unterredung gewesen. (APA/Reuters)