Ein Viertelprozentpunkt weniger Wirtschaftswachstum, das ist der volkswirtschaftliche Preis, der für den harten Konsolidierungskurs gezahlt werden muss. Oder in absoluten Zahlen: Ohne das Sparpaket wäre Österreichs Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr real um sieben Milliarden Schilling höher. Das musste sich die Regierung nun explizit von den Wirtschaftsforschern vorrechnen lassen.

Es wird die Koalition wahrscheinlich wenig kratzen: Denn mit 2,8 Prozent liegt die prognostizierte Wachstumsrate für 2001 noch immer deutlich über dem langfristigen Durchschnitt, zudem sollte die Arbeitslosenrate kräftig von heuer 5,9 auf 5,3 Prozent sinken, und auch die Inflation dürfte sich nach den Ölpreisturbulenzen wieder beruhigen. Und das Etappenziel der Budgetsanierung wird erreicht, auch wenn man dafür einen historischen Höchstwert bei der Abgabenquote in Kauf nehmen muss. Wer als Glücksritter auf den Konjunkturwellen reitet, der kann sich manche Härte erlauben.

Wer etwas genauer auf das Szenario blickt, sieht freilich Kratzer in der Teflonschicht um das Sparpaket: Die Beschäftigungsdynamik etwa scheint seit dem Sommer eingebrochen zu sein, Prognosewerte wurden da kräftig nach unten revidiert. Und das macht die Wirtschaftsforscher auch bezüglich der positiven Arbeitsmarktdaten skeptisch: Sie dürften auch ein massives Hinausdrängen aus dem Arbeitsmarkt in Frühpension und in die Nichterwerbstätigkeit widerspiegeln. Sie korrelieren auch mit institutionellen Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik: Die Anspruchsberechtigung auf Arbeitslosenunterstützung wurde real eingeschränkt, meinen die Experten.

Nulldefizit-Aspiranten können sich mit solchen Details freilich nicht aufhalten. (Johannes Steiner, DER STANDARD, Printausgabe 7.10.2000)