Stockholm - Wie jedes Jahr kursieren auch heuer inoffizielle Listen mit den "heißen" Kandidaten für den Literatur-Nobelpreis, dessen Bekanntgabe durch die Schwedische Akademie für den 12. oder 19. Oktober erwartet wird. Zu den Favoriten der schwedischen Jury gehören der Amerikaner Philip Roth und der auf Trinidad geborene Wahlbrite V. S. Naipaul. Gegen Roth (67) und Naipaul (68) spricht allerdings ihr Bekanntheitsgrad und die Tatsache, dass Roth 1998 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Auch sonst lehrt die Erfahrung: "Logische" Favoriten mag man nicht. Seit Jahren als Kandidaten gelten der Niederländer Cees Nooteboom, der Belgier Hugo Klaus und der Inder Salman Rushdie. Gute Chancen eingeräumt werden weiters dem Albaner Ismail Kadaré, dem Kurden Yasar Kemal, dem Marokkaner Tahar Ben Jelloun, dem Chinesen Bei Dao und dem Franzosen Maurice Blanchot. Blanchot indes könnte sein Alter von 90 Jahren im Weg stehen. Der Amerikaner Thomas Pynchon wiederum lebt "anonym", weswegen es auch auszuschließen ist, dass er im Fall des Falles nach Stockholm reisen würde. Auf der Liste finden sich weiters der Mexikaner Carlos Fuentes, der Peruaner Mario Vargas Llosa, der Amerikaner Norman Mailer, der Däne Villy Soerensen, die Lettin Belzevica, die Esten Jaan Kross und Jaan Kaplinski, der Amerikaner Robert Ashbury und der Südafrikaner J. M. Coetzee. (dpa/poh/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8. 10. 2000)