Wien - Weltweit leiden rund 50 Millionen Menschen an Schizophrenie, in Österreich sind es etwa 50.000 Betroffene. Diese inzwischen medikamentös gut behandelbare Krankheit äußert sich u.a. in Denk- oder Wahrnehmungsstörungen und sozialem Rückzug. Bei einer Pressekonferenz heute, Freitag. anlässlich des bevorstehenden "Internationalen Tages der psychischen Gesundheit" am 10. Oktober und des derzeit in Wiener AKH stattfindenden "5. Drei-Länder-Symposiums für Biologische Psychiatrie" zogen österreichische und internationale Psychiatrie-Experten Bilanz zur Versorgung und Behandlung von Schizophrenie-Patienten. "Die Entwicklung der Psychiatrie in den vergangenen Jahren hat es möglich gemacht, gerade bei der Behandlung schwerer psychotischer Erkrankungen wesentliche Fortschritte zu erzielen", so Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny. Die Voraussetzung für die Umsetzung derartiger Modelle sei eine gute Basiseinstellung auf entsprechend wirksame Medikamente. Eine neue Behandlungsmethode mit atypischen Antipsychotika, die zwar seit etwa vier Jahren in Österreich angewandt werde, aber noch nicht sehr verbreitet sei, habe wesentliche Vorteile gebracht, meinte Schöny. Keine ungünstigen Nebenwirkungen "Diese neue Generation von Medikamenten weist nicht nur viel weniger Nebenwirkungen auf, sondern hat auch die spezielle Eigenschaft, die Patienten zu motivieren, an psychosozialem Leben teilzunehmen", meinte auch Univ.-Prof. Dr. Heinz Katschnig, Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie in Wien. Bis vor wenigen Jahren standen nur die so genannten typischen Neuroleptika zur Verfügung, die jedoch wegen ihrer massiven Nebenwirkungen von den Patienten oft nicht geschätzt und deswegen früher abgesetzt wurden. "Erkrankte, die mit atypischen Antipsychotika behandelt werden, weisen zudem eine größere Therapietreue auf, wodurch sich die Fähigkeit verbessert, an Trainingsprogrammen zur Reintegration in den Arbeitsprozess teilzunehmen", erläuterte Schöny. Ziel müsse sein, nicht nur eine Verbesserung der klinischen Symptomatik und eine Verringerung von wiederholten Spitalsaufenthalte zu erreichen, sondern auch eine Verbesserung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit der Patienten. "Die höheren Kosten der atypischen Antipsychotika werden durch eine kürzere Spitalsaufenthaltsdauer, durch einen geringeren Bedarf an Zusatzmedikation und in der ambulanten Therapie durch seltenere Arztbesuche wettgemacht", erklärte Katschnig. "Allerdings ist gerade die Finanzierung der psycho- und soziotherapeutischen Maßnahmen in Österreich nach wie vor nicht gesichert", kritisierte der Psychiater. (APA)