Washington - Wieder eine Hoffnung geplatzt. Klimatologen konnten bisher immerhin mit der Hypothese beruhigen, dass sich der Treibhauseffekt gleichsam selbst ein Bein stellen würde. Ihre Rechnung: höhere Temperaturen führen zu höherer Verdunstung, dies zur Bildung dichterer - und hellerer - Wolken, und diese wiederum zu einer verstärkten Reflexion der Sonneneinstrahlung ins All. Eine wärmebedingte Abkühlung gewissermaßen. Falsch gerechnet, sagen Forscher der NASA nun. Denn es stimme zwar, dass sich Wolken wie eine kühlende Decke über den Planeten legen könnten - doch sei keineswegs klar, wie sich Wolken in einer erwärmten Atmosphäre verhalten würden. - Dies haben sie nun in einer großangelegten Untersuchung herauszufinden versucht; und ihre Ergebnisse sind nicht unbedingt verheißungsvoll. Grundtenor: je wärmer die Atmosphäre, desto dünner die Wolken - und desto weniger sind sie somit in der Lage, Wärme abzustrahlen. Analyse Drei Jahre lang untersuchte das Team vom Goddard Institute for Space Studies der NASA Stratus-, Cumulus- und Stratocumulus-Wolken über Land. Mehr als 3.000 Wolkenaufnahmen aus dem Zeitraum von 1994 bis 1997 wurden dafür analysiert. Ein System aus Boden- und Satelliteninstrumenten untersuchte dafür Lufttemperatur, die jeweiligen Höhen von Wolkenboden und Wolkendecke sowie die innerhalb der Wolke vorhandene Flüssigkeitsmenge. Ergebnis: Über mehr als der Hälfte der Welt reflektierten die durch höhere Temperaturen dünner gewordenen Wolken weniger Sonnenlicht. Diese dünneren Wolken bildeten sich unabhängig von Wetterbedingungen, Jahres- oder Tageszeiten. Schlussfolgerung laut Anthony Del Genio aus dem Forscherteam: Der Treibhauseffekt wird durch dieses Phänomen sogar noch verstärkt. Schon 1992 hatte eine Langzeit-Untersuchung per Satellit, ebenfalls von Wissenschaftern der NASA durchgeführt, einen derartigen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Wolkenausdünnung bestätigt. (ENN, red)