Formel 1
Italien im "Schumacher-Rausch"
Freudentaumel im ganzen Land; Glockenläuten in Maranello; Die Tifosi stehen Kopf
Maranello/Rom - Jetzt ist Michael Schumacher in Italien
unsterblich. Mit dem "größten Sieg" seiner Karriere stürzte der
Deutsche nicht nur seinen Heimatort Kerpen sondern vor allem
Maranello und ganz Italien in einen Ferrari-roten Freudentaumel. Als
"Grande Schumi" in Suzuka zum Weltmeisterschaftssieg über die
Ziellinie raste, fielen einander hundertausende Tifosi jubelnd in
die Arme.
"Rennstallgründer Enzo Ferrari hat sich am Sonntag im Grab
umgedreht", meinte der ehemalige Ferrari-Pilot Gerhard Berger und
lobte den Deutschen als jenen Piloten, der "am ehesten an einen
Ayrton Senna heranreicht.". Mit hupenden Autokorsos, Fanfaren und
Trompeten feierten die Tifosi Schumachers Triumph von Mailand bis
Palermo fast wie den Gewinn einer Fußball-Weltmeisterschaft.
Das Epizentrum des Ferrari-Bebens war natürlich die Heimatstadt
der Ferrari, Maranello. Rund 20.000 Fans aus ganz Italien und auch
einige Deutsche hatten trotz Regen und Kälte zum Teil die ganze Nacht
vor den vier Riesenbildschirmen im Zentrum ausgeharrt. Und auch auf
die Festglocken von Maranello mussten sie ungewöhnlich lange warten.
"Ich zelebrierte gerade die Messe, deshalb konnte ich nicht sofort
läuten", entschuldigte sich Pfarrer Don Alberto Bernasconi. "Aber wir
haben gut für Michael gebetet", betonte der Gottesmann, dass auch
seine Gemeinde ihren Anteil zum Festtag beigesteuert hat.
Die Glocken von Maranello kündigten den Sieg an
Als die Glocken von Maranello läuteten, hatten viele Tifosi Tränen
in den Augen. Das italienische Fernsehen bejubelte den "historischen
Triumph". Bürgermeister Giancarlo Pertacchini kündigte "Jubelfeiern
bis in die tiefe Nacht an". "Das schönste Symbol Italiens in der Welt
glänzt wieder", tönten die Reporter. Nach 21 unendlich langen Jahren
des Wartens feiert Italien wieder einen Fahrertitel für Ferrari. Und
Italien feiert diesmal nicht nur seine über alles geliebte "Scuderia
Ferrari", sondern auch den Piloten, der sie innerhalb von vier Jahren
aus der sportlichen Versenkung zurück auf den Motorsport-Olymp
gefahren hat. "Schumi war kolossal."
Am Sonntagmorgen versuchten immer mehr Tifosi sich durch die
kilometerlangen Staus bis in das in einem roten Fahnenmeer
versinkende Zentrum von Maranello zu kommen. Auch in den Metropolen
Mailand, Rom und Neapel verstopften zum Teil kilometerlange
Autokorsos die Innenstädte. Nach den Enttäuschungen der letzten
Jahre, hatten die meisten der vielen hundert offiziellen
Ferrari-Fan-Clubs keinerlei Siegesfeiern mehr vorbereitet.(APA/dpa)