Pelze, Peitschen, Ketten, Absatz-Fetisch, Nazi-Fetisch und sadomistische Folterszenen bestimmen die Bild-Kompositionen des Modefotografen Helmut Newton. Mit 12 kaufte sich der 1920 in Berlin geborene jüdische Großbürgersohn seine erste Kamera. Mit 16 begann er eine Lehre bei der Berliner Mode und Akt-Fotographin Yva, die in Ausschwitz ermordert wurde. "Ficken und fotografieren, das war damals meine Devise. Ich wollte ein rasender Reporter - ein Egon Kisch der Fotografie werden." Newton musste jedoch vor den Antisemiten aus Deutschland fliehen, die Ästhetik der Naszis hatte er im Gepäck. "Faschistoide Fotografie" "Newton, als Mann und Jude potentieller Täter und Opfer zugleich, hat sich auf die Täterseite geschlagen," so die deutsche Feministin Alice Schwarzer. Für sie ist Newtons Fotografie "nicht nur frauenfeindlich, sie sind ganz einfach menschenfeindlich, ja faschistoid." Die berühmte "Stern-Klage" ging auf ein Titelbild von Helmut Newton zurück - eine nackte Grace Jones an schweren einsernen Fußfesseln mit Kugeln; Sklavenfesseln. In einem Pariser Restaurant, musste ihn sein Frau June "vor einer Furie die auf mich zuschoß und mir eine runterhauen wollte retten", so Newton in einem Interview mit dem Spiegel. Der Fotograf hält die Kritik, seine Arbeit sei frauenfeindlich und lediglich Pornografie für reiche, perverse Lüstlinge produziert, für ein feministisches Mißverständnis. "Ich liebe die Mädels." Aufgrund seiner Beiträge in Magazinen wie "Vogue", "Marie-Claire", "Jardin des modes", "U.S. Playboy" wurde Newton in den 60erJahren international berühmt. "Ich hab meine Bilder tatsächlich für mich gemacht. SM interessierte mich enorm. Das schönste Kompliment für meine Arbeit ist es, wenn mir ein Mann beichtet, daß er auf meine Bilder masturbiert. " Berlin würdigt Helmut Newton mit umfangreicher Retrospektive Zu seinem 80. Geburtstag am 31. Oktober würdigt Berlin Helmut Newton mit einer umfangreichen Retrospektive. Rund 350 Bilder, die seit 1960 entstanden, werden in der Ausstellung «Helmut Newton: Work» in der Neuen Nationalgalerie vom 12. November bis 7. Januar 2000 gezeigt. Für 2002 ist ein "Centrum für Fotografie" geplant, dessen "Herzstück" die Newton-Sammlung werden soll. Der Deutsch-Amerikaner Newton, der heute australischer Staatsbürger ist und in Monte Carlo lebt, gilt mit einer Tagesgage von 10 000 Mark als teuerster Werbefotograf der Welt. Bücher mit seinen Werken haben Millionenauflagen erreicht - und feuchte Koplimente für Newton blieben bestimmt nicht aus. (pd)