Film
Der neue Cannes-Leiter will sich verstärkt an der Berlinale orientieren
Thierry Fremaux will stärker an das normale Publikum denken und den Kontakt nach Hollywood intensivieren
Cannes/Berlin - Die Berlinale dient Thierry Fremaux, dem künstlerischen Leiter der Filmfestspiele von Cannes
und Nachfolger von Gilles Jacob, als Vorbild für die künftige Ausrichtung an der Croisette. Der 40-Jährige möchte sein
Festival mehr für "normale" Zuschauer öffnen und sich dabei an Berlin orientieren, sagte er der deutschen Tageszeitung
"Die Welt" (Dienstagausgabe). Kontakt nach Hollywood intensivieren
Außerdem will er die in den vergangenen Jahren abgerissenen Kontakte von Cannes nach Hollywood wieder intensivieren.
"Ich werde viel reisen und versuchen, den etwas eingeschlafenen Dialog wieder aufzunehmen", kündigte der bisherige
Leiter der Kinemathek von Lyon an. Cannes sei bislang vor allem ein Festival für Professionelle. "Das normale
Kinopublikum wird dort etwas stiefmütterlich behandelt. Die Berlinale ist sehr gut organisiert und ein echtes
Publikumsfestival. Da ich Cannes jahrelang als anonymer Zuschauer erlebt habe, glaube ich, dass wir dort wie in Berlin
stärker an das normale Publikum denken sollten."
Kein deutscher Film seit sieben jahren
Fremaux äußerte sich auch zur Diskussion darüber, dass Cannes seit sieben Jahren keinen deutschen Film mehr zum
Wettbewerb eingeladen hat. "Ich erwarte vom deutschen Kino einen ästhetischen Schock wie in den zwanziger und
siebziger Jahren ... auch wenn sich die Zeiten geändert haben." Er bezeichnete sich als "Kind des deutschen Films: Als
15-Jähriger habe ich in den Filmen von Wenders, Kluge, Herzog und Fassbinder meine Liebe zum Kino entdeckt." (APA/dpa)